: Schlichten statt richten

„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“, sagt ein altes Sprichwort. Gaby Trippen kann ein Liedchen davon singen, sie ist Schiedsfrau in Wickrath und Vorsitzende der Bezirksvereinigung der Schiedsleute Mönchengladbach. Nachbarschaftsstreitigkeiten sind ihr Alltagsgeschäft.

. Wenn Menschen sich auf der Pelle hängen, dann gibt es irgendwann Streit, weiß Gaby Trippen, kein Wunder also, dass es besonders unter Nachbarn häufig zum Disput kommt. Jenseits des Gartenzauns gibt es vom krähenden Hahn bis zum überhängenden Ast so manches, das für Unmut sorgt und nicht selten eskaliert der Streit. Doch oft lehnt es das Amtsgericht ab, sich um Vorfälle zu kümmern, die nicht von öffentlichem Interesse sind. Dann bleibt den Streithähnen nur noch das Privatklageverfahren und Schiedsleute wie Gaby Trippen, Schiedsfrau in Wickrath und Vorsitzende der Bezirksvereinigung des Bundes deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS) Mönchengladbach, „bringen die Kuh vom Eis“.

Sie kann sich an einen Fall erinnern, wo die Besitzer zweier Mehrfamilienhäuser sich in die Haare gerieten, weil die Katzen des einen ständig auf der Wiese des anderen herumlungerten. Der Streit eskalierte so, dass der Wiesenbesitzer schließlich den Katzenkot einsammelte und den ungeliebten Katzenbesitzern über den Zaun warf – dabei traf er auch den Grill und die gedeckte Kaffeetafel. Gaby Trippen machte Vorschläge zur Güte und erwirkte einen Vergleich: Die Katzenbesitzer stellten mehr Katzenklos auf und der Nachbar versprach, nichts mehr über den Zaun zu werfen.

Mit 75 bis 80 Prozent hat Gaby Trippen eine hohe Einigungsquote. „Wenn die Menschen mehr miteinander reden würden, wären viele Auseinandersetzungen überflüssig“, sagt sie. Und sie appelliert an die Bürger, doch nicht immer gleich mit Anwalt und Gericht zu kommen, wenn ein Schiedsgericht den Fall auch lösen kann. So ein Schiedsurteil kostet 50 Euro, die sich die Parteien auch noch teilen - viel billiger als ein Gerichtsverfahren. „Und beide Parteien können ihr Gesicht wahren“, sagt Schiedsfrau Trippen.

Schiedsleute sind Ehrenamtler und helfen bei Bürgerrechtsstreitigkeiten – wie Nachbarschaftsstreit, Handwerkerrechnungen, Stress mit dem Vermieter, Streit in einer Eigentümergemeinschaft – oder bei Strafsachen – wie Prügeleien, Beleidigungen, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. „Wir können sogar Erbschaftsangelegenheiten regeln“, sagt Gaby Trippen.

Neben der Geldersparnis und der Einigung haben Schiedsstellen auch noch den Vorteil, viel schneller zu sein, als Gerichte. Nach der Antragstellung und der Vorladung ist nämlich die Frist von drei Wochen einzuhalten.