: Statt ZOB nur noch ZÖBchen?

Bis Freitag konnten die Bürger zum Entwurf „19 Häuser“, der vor dem Hauptbahnhof Realität werden soll, Anregungen und Beschwerden abgeben. Die Schriftstellerin und Umweltschützerin Jutta Profijt hat das auch getan, aber sie befürchtet, dass schon zu viele Fakten geschaffen wurden, um den großen Busbahnhof noch zu retten.

. Wenn die Mönchengladbacher Autorin Jutta Profijt unterwegs zu Lesungen in anderen Städten ist, dann immer mit Bus und Bahn. Sie weiß deshalb, wie hilflos man als Neuankömmling umherirrt, wenn es vor dem Bahnhof keinen Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB) gibt. „Andere Städte wären froh, wenn sie so viel Platz hätten, wie wir hier vor dem Hauptbahnhof“, sagt sie. Doch der Entwurf „19 Häuser“ sehe keinen richtigen Knotenpunkt für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)vor. Vielmehr soll ein Teil der zehn Bussteige des jetzigen ZOB in umliegende Nebenstraßen verlegt werden, hat sie dem veröffentlichten Entwurf für den Bebauungsplan Nr. 789/N „Europaplatz“ entnommen. „Das bedeutet, dass für die Fahrgäste die Wege deutlich länger werden“, kritisiert Profijt, die aus Umweltgründen ihr Auto vor zwölf Jahren abgeschafft hat und seither mit Bus, Bahn und Fahrrad unterwegs ist. Auch die „Verkehrsuntersuchung und Mobilitätskonzept zum Bauvorhaben ’19 Häuser’“ vom Ingenieurbüro Lindschulte hat Jutta Profijt durchgelesen. Da wird die Nähe zum ZOB als Attraktivitätssteigerung für den Standort zwar gepriesen. Gleichzeitig werde der ZOB aber weggeplant, kritisiert Profijt, die eine solche Planung in Zeiten von Klimadiskussionen nicht mehr zeitgemäß findet. „Der Busbahnhof ist nicht schön, aber wir brauchen einen solchen Mobilitätsknotenpunkt für Bus, Bahn, Fahrrad, Fußgänger, Car Sharing, Taxis, E-Scooter und Leihräder“, sagt sie, zumal das Lindschulte-Gutachten von einer erfreulichen Steigerung des ÖPNV-Anteils von 19 auf 25 Prozent am Gesamtverkehr ausgehe.

Außerdem, so habe das Ingenieurbüro ausgerechnet, würden der Einzelhandel, die Gastronomie, Büroflächen, Hotel, Fitness und Wohnen des Entwurfes „19 Häuser“ täglich 37518 zusätzliche Wege verursachen. Warum also, wolle man die Chance von so viel Platz vertun und den Busbahnhof auflösen?

„Der ZOB hat doch eine Funktion. Man kann doch nicht sagen, weil er nicht schön ist, schaffen wir die Funktion ab“, findet Jutta Profijt, die bezweifelt, dass ein geschrumpfter Busbahnhof – es kursiert bereits die Zahl von 27 statt heute 39 Bushaltestellen – für die prognostizierte deutliche Steigerung des ÖPNV ausreicht.

„Allein für die heutigen Wege im Bereich Hauptbahnhof ist eine dreißigprozentige Steigerung des ÖPNV errechnet – bei einer Halbierung der Verkehrsfläche...“, sagt Jutta Profijt, die ein handfestes Konzept vermisst, das eine solche erhöhte ÖPNV-Frequenz berücksichtigt.