: Virus legt das Derby lahm

Es ist ein Novum in der Geschichte der Fußball-Bundesliga: Zum ersten Mal wird ein „Geisterspiel“ ausgetragen. Ausgerechnet beim Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am Mittwoch müssen die Zuschauer draußen bleiben. „Das trifft die Fans und uns als Verein bis ins Mark“, sagt Geschäftsführer Stephan Schippers.

Um eine Ausbreitung des Coronavirus in Mönchengladbach und der Region zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen, setzt die Stadt Mönchengladbach mit dieser Entscheidung den Erlass des Landes Nordrhein-Westfalen um. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte bereits am Montag empfohlen, Veranstaltungen ab einer Größe von 1000 Teilnehmern abzusagen. „Wir bedauern es sehr, dass es zu dieser Entwicklung gekommen ist, folgen aber selbstverständlich den Vorgaben des Landes, das sich diese Entscheidung sicher nicht leicht gemacht hat“, sagt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners.

Für Borussia und auch den 1. FC Köln ist die Entscheidung, nun vor leeren Zuschauerrängen zu spielen, ein fauler Kompromiss. Borussia-Geschäftsführer Schippers betont zwar, es sei richtig, das Spiel auf diese Weise durchzuführen, weil eine weitere Verschiebung des Derbys – der ursprünglich Termin war wegen des Sturmtiefs „Sabine“ abgesagt worden – den Spielplan der Liga noch weiter durcheinander gebracht hätte und die Gesundheit der Menschen im Mittelpunkt stehe. „Aber für uns hat diese Entscheidung natürlich enorme Auswirkungen, beispielsweise im finanziellen Bereich“. Rund zwei Millionen Euro entgehen dem Verein so an Einnahmen, die er normalerweise bei einem Heimspiel erzielt. Die Spielausfallversicherung, die jeder Bundesliga-Klub mit der Liga abgeschlossen hat, greift in diesem Fall nicht. Für Marco Rose, Trainer der Borussia, ist es nicht das erste Mal, eine Mannschaft auf ein Geisterspiel vorzubereiten.

Im Rahmen der Qualifikation zur Champions League hatte er mit seinem damaligen Klub RB Salzburg schon einmal in Belgrad vor leeren Rängen spielen müssen. „Es ist nicht einfach, die Mannschaft auf diese Situation vorzubereiten. Wir versuchen, entspannt damit umzugehen und uns bestmöglich vorzubereiten.“

Die Derbys gegen den 1. FC Köln sind für die Anhänger von Borussia die wichtigsten Spiele des Jahres. Ausgerechnet in diesem Spiel auf die Unterstützung der Fans verzichten zu müssen, sei natürlich ein Nachteil, so Rose. „Genauso ist es aber auch ein Nachteil für die Kölner, ohne ihre Fans und die Stimmung bei einem Derby spielen zu müssen.“ Borussias Manager Max Eberl ließ keinen Zweifel daran, dass die Gesundheit der Menschen das Wichtigste sei. „Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, aber eben nur eine Nebensache. Die Gesellschaft hat im Moment andere Probleme als ein Fußballspiel, das ohne Zuschauer stattfindet.“ Geschäftsführer Stephan Schippers appellierte an die Fans beider Lager, nicht zum Stadion zu kommen. „Der Borussia-Campus wird morgen Abend abgesperrt sein, wir sind dazu im engen Austausch mit den Ordnungskräften.“ Neben den für die Durchführung des Spiels verantwortlichen Mitarbeitern werden nur Medienvertreter ins Stadion gelassen; letztere sind selbst bei der heutigen Begegnung in der Champions League zwischen Paris St. German und Borussia Dortmund, die ebenfalls ohne Zuschauer stattfinden, nicht zugelassen.

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Aufgrund der aktuellen Entwicklung in Sachen Coronavirus ist es nicht ausgeschlossen, dass die Partie zwischen Borussia und Köln nicht das letzte Bundesligaspiel sein wird, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt wird. Borussia bittet ihre Fans um Verständnis, dass bis auf weiteres auch das Training der Mannschaft ohne Publikum stattfindet und die Spieler angehalten sind, keine Autogramm- oder Selfiewünsche zu erfüllen, um auch auf diese Weise eine mögliche Verbreitung des Virus einzudämmen. Die Ticketkosten für die eigentlich ausverkaufte Partie werden vom Verein erstattet, genauere Infos folgen.