: Weeeltreekooooord!

Der Wickrather Fred Ingenrieth ist Teil einer nicht mehr ganz so jungen „Boygroup“, die derzeit bundesweit Schlagzeilen macht. Die Mittachtziger haben bei der Leichtathletik Senioren-EM in Italien mit der 4-mal-400-Meter-Staffel Gold geholt – und sind Weltrekord gelaufen!

. Dass das mal klar ist: Fred Ingenrieth macht nichts mehr, was ihm keinen Spaß macht. „Ich muss mir nichts mehr beweisen“, sagt der Wickrather. Aber laufen macht ihm Spaß – selbst wenn es nur ein kurzer Probelauf fürs Foto im Grenzlandstadion ist. Zum Fototermin hat der 85-Jährige sein Nationaltrikot der 4-mal-400-Meter-Staffel in der Gruppe der 85- bis 90-Jährigen mitgebracht. In dem hat er mit der Rückennummer 1882 bei der Leichtathletik-Senioren-EM als Schlussläufer in Venedig gerade Gold geholt – und den Weltrekord. Das war der Plan: Den Chinesen den Rang ablaufen mit der Staffel. Hat geklappt! Mit 7:23,31 Minuten, sind die „alten Säcke“, wie sie sich gerne selber nennen, in der Weltrangliste ihrer Altersgruppe auf Platz eins.

Und dabei hätte die Staffel fast nicht stattgefunden. „In unserem Alter kann immer mal was sein“, sagt Ingenrieth. Und so war’s auch: Zwei der Staffel-Kameraden waren verletzt. Aber der Grevenbroicher Trainingspartner Herbert E. Müller (89), wie Ingenrieth Mitglied bei Bayer Dormagen, hatte die Idee, dass die deutsche Senioren-Staffel Weltrekord und Gold holen soll und setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um Ersatz anzuheuern. „Der ist ein wahnsinniger Kerl“, sagt Ingenrieth über seinen Freund, einer, der nicht aufgibt.

Am Anfang hat Sprinter Ingenrieth seinen Freund locker stehen lassen. „Da war ich rückwärts noch schneller“, sagt er. Aber das war mal. Herbert ist viel disziplinierter und dafür bewundert ihn Fred.

Wenn es hoch kommt, trainiert der Wickrather ein bis zweimal in der Woche, manchmal auch gar nicht, weil im Garten so viel Arbeit auf ihn wartet. Im Sommer wird im Grenzlandstadion gelaufen, im Winter in einer Leichtathletikhalle in Düsseldorf. Wenn Freund Herbert extra aus Dormagen kommt, ist Fred aber immer dabei.

Beide sind erst spät zur Leichtathletik gekommen. Fred Ingenrieth eigentlich erst mit 50, als er Tochter Anja, damals sehr erfolgreiche Hochspringerin, als Jugendliche zum Training gefahren hat. „Sie hatte ja noch keinen Führerschein und ich musste sie fahren. Da bin ich dann gelaufen, weil mir langweilig war.“ 100, 200 und 400 Meter, das sind Ingenrieths Distanzen. Alles was darüber liegt, zählt für ihn als Marathon.

Für die EM hat Freund Herbert den Super-Edi (Bscheid) aus München überredet, den Zehnkampf links liegen zu lassen und mit der Staffel den Weltrekord zu holen. Ebenso Armin Zosel vom TSV Radeburg, der eigentlich Halbmarathon laufen wollte.