1. Mönchengladbach

Projekt Textilfabrik 7.0 vorgestellt

Mönchengladbach soll Hauptstadt für textile Produktion werden : Stärken stärken für die Zukunft 7.0

Mönchengladbach will ein weltweiter Vorzeigestandort für emissionsfreie und digitalisierte Textilproduktion werden. Dafür ziehen Stadt, WFMG, Hochschule Niederrhein und Uni Aachen an einem Strang. Nach der Ideenfindung geht es jetzt in die zweite Runde: Ausschüsse müssen zustimmen und Fördergelder beantragt werden, um das Monforts-Quartier zu einem zukunftsweisenden Maschinen- und Anlagenpark zu machen.

Textiles, das sind beileibe nicht nur Hosen, Jacken und Kleider, wie der Laie meinen mag. Textiles, das sind auch die Bespannung von Tragflächen, der Rumpf von Flugzeugen, die Rotoren von Windkraftwerken und vieles andere, was einem nicht „textil“ vorkommt. „Nur zehn bis 15 Prozent der Textilindustrie haben mit Bekleidung zu tun“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Textilakademie.

Textiles ist eines der Kernkompetenzen der Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach ist historisch gesehen Textilstadt und im benachbarten Aachen forscht man am Thema Textiltechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH). Grund genug also, sich zusammen zu tun und das große Rad der Zukunft zu drehen: In Mönchengladbach ist ein weltweit wegweisender Industriepark unter dem Titel Textilfabrik 7.0 geplant, der emissionsfrei und digital produziert, und Gladbach zur Textilhauptstadt machen soll. „Ich glaube nicht, dass wir demnächst alle nur noch ein einziges T-Shirt tragen“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs, nachhaltig produzieren müsse also das Thema sein und was läge da näher, als an das industrielle Erbe der Stadt anzuknüpfen, Motto: Stärken stärken. Beispiel: Nachhaltig könnte bei der Bekleidungsproduktion unter anderem heißen, nicht mehr blind drauflos zu produzieren, sondern „on demand“ für den ermittelten tatsächlichen Bedarf.

Es geht um geplante 3 000 Arbeitsplätze, die bis 2035, wenn die Kohlebagger endgültig still stehen, im Revier geschaffen werden sollen. Seit zwei Jahren tüfteln Stadt, Wirtschaftsförderung (WFMG), Hochschule Niederrhein und RWTH Aachen an einem Konzept, das alle schlauen Zukunftsideen um Nachhaltigkeit und Digitalisierung bei der Herstellung textiler Produkte mit einbezieht. „Um Fördergelder zu bekommen muss man da schon ziemlich konkret werden“, so Dr. Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein. Jetzt ist das Ganze so weit gediehen, dass es den Gremien und der Politik vorgestellt werden und Fördergelder beantrag werden können. 28,9 Millionen Euro braucht man für den Anfang. „ Später wohl nochmal rund 100 Millionen“, schätzt David Bongartz, Prokurist bei der WFMG. Ein Platz, wo es losgehen soll ist schon gefunden – das Monforts Quartier. Idealerweise könnte es dort Anfang nächsten Jahres schon losgehen mit dem Umbau der alten Gebäude zu modernen Büro- und Produktionsstätten. „Ein textiles Entwicklungszentrum soll hier entstehen“, so Braun. Eine bunte Mischung von Firmen verschiedener Größe soll auf kleiner Fläche die Möglichkeit bekommen, einen attraktiven Maschinen- und Anlagenpark zu nutzen. Ob Kleinserienfertigung oder digitale Textilfertigung, hier haben innovative Firmen die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Vorreiter ist die Firma C&A, die gerade mit nachhaltig hergestellten Jeans im Monforts Quartier in Produktion gegangen ist.