1. Mönchengladbach

Söhne Mannheims bei der SommerMusik 2023

SommerMusik 2023: Die Söhne Mannheims im Interview : Das ist der neue Sound der Söhne Mannheims

Die SommerMusik Schloss Rheydt ist DAS Open Air mit Flair im Stadtgebiet. Seit 2007 zählt das Festival weit über 100 000 Besucherinnen und Besucher, die vor der malerischen Kulisse des Renaissance-Schlosses nationale und internationale Top-Stars hautnah erleben möchten. Auch für die SommerMusik 2023 hat Günter vom Dorp wieder ein Line-Up auf die Beine gestellt, das vom 18. bis 27. August für unvergessliche Abende sorgen wird. Mit dabei sind auch die Söhne Mannheims. Der Extra-Tipp hat mit den beiden Sängern Karim Amun und Giuseppe „Gastone“ Porrello gesprochen – über das neue Album „Kompass“ (Erscheinungstermin 15. September), den neuen Söhne-Sound und die Pläne der Band.

Seit 1995 gibt es die Söhne Mannheims. Wie wird man Mitglied in diesem Musikkollektiv und wie lange darf man Mitglied bleiben?

Giuseppe: Für die Söhne Mannheims kann man sich nicht bewerben, man wird angefragt. Wie lange man bleibt? So lange wie man mag, würde ich sagen. Ich habe vor zu bleiben, bis wir wieder eine Platin-Platte haben. Und dann schauen wir weiter (lacht).

Karim: Bei mir ist es ganz ähnlich. Ich glaube, bei uns haben die Musikalität und vor allem die Energie Priorität. Ein oder mehrere Söhne hatten uns damals schon länger auf dem Schirm, dann kam der Anruf, wir wurden eingeladen zu einer Probe und ehe man sich versah, war man ein neuer Sohn Mannheims. Das ging ruck zuck.

Die Söhne Mannheims gelten als Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musikszene, was ist das Besondere an der Band? Was macht Euch so einzigartig?

Giuseppe: Die Söhne Mannheims stehen für einen einzigartigen Sound. Wir neuen Sänger und die langjährigen Söhne-Sänger Dominic Sanz und Michael Klimas haben alle eine ganz eigene Stimmfarbe. Mit unserem vierstimmigen Chorgesang und zusammen mit unserem Rapper Metaphysics entsteht dieser unverwechselbare Söhne-Sound.

Es ist ein Mix aus Soul, Pop, Hip-Hop und Rock, und jeder unserer Instrumentalisten bringt seine Einflüsse mit. Mit Florian Sitzmann an den Keyboards, Ralf Gustke am Schlagzeug und Kosho an der Gitarre haben wir Söhne-Urgesteine in der Band – und mit unserem Bassisten und musikalischen Direktor Edward Maclean und dem jungen Gitarristen Thilo Zirr weitere absolute Top-Leute. Gemeinsam gibt das dann diesen typischen Söhne-Sound, den ich so in Deutschland noch nicht gehört habe.

 Zum Interview trafen sich Extra-Tipp-Redaktionsleiterin Sandra Geller und SommerMusik-Veranstalter Günter vom Dorp (2.v.l.) mit Giuseppe „Gastone“ Porrello und Karim Amun (r.), beide Sänger der Söhne Mannheims.
Zum Interview trafen sich Extra-Tipp-Redaktionsleiterin Sandra Geller und SommerMusik-Veranstalter Günter vom Dorp (2.v.l.) mit Giuseppe „Gastone“ Porrello und Karim Amun (r.), beide Sänger der Söhne Mannheims. Foto: Andreas Baum

Karim: Das sehe ich genauso. Ich war ein Teenager, als die Söhne Mannheims vor 25 Jahren zu Top-Stars wurden. Deutschsprachige Musik fand ich bis dahin immer uncool, das ging mir zu sehr in die Schlagerrichtung. Die Söhne Mannheims aber waren einfach cool durch ihren vielseitigen Sound, durch Rap und jamaikanische Ragga-Einflüsse. Das war genau meine Art, deutschsprachige Musik hören zu wollen.

Seit 2017 erscheint am 15. September Euer siebtes Studioalbum „Kompass“ – sechs Jahre sind eine lange Zeit. Was waren die Gründe?

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Giuseppe: Nach einer Pause von 2017 bis 2019 mussten wir uns als Söhne Mannheims erst einmal wieder neu erfinden. 2019 sind Karim und ich neu dazugekommen, doch dann kam erst mal Corona und wir mussten wieder zusammenwachsen, live spielen und neue Songs veröffentlichen, wie die Singles „Mut“, „Keine Eile“ oder aktuell „Kompassnadel“. 

Karim: Es geht um den Anspruch, den Günter vom Dorp für seine SommerMusik hat. Dass es ihm um Künstler geht, die nicht einfach nur Songs nachspielen, sondern IHRE Musik machen. Das finde ich richtig gut. Wenn die neuen Söhne zusammen mit den „alten“ heute die großen Söhne-Hits der ersten Alben singen, hört es sich niemals so an, als würden wir uns selber covern. Der Prozess des Kennenlernens und Zusammenwachsens hat seine Zeit gebraucht, so wie es Giuseppe schon gesagt hat. Jetzt kennen wir uns und haben eine tolle Band-Chemie, da sind große Emotionen am Start. Deswegen können wir heute Söhne-Hits wie „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ oder „Und wenn ein Lied“ singen und es klingt immer wieder aufregend frisch. Und das Album kommt, wenn es soweit ist. Und ich bin sehr froh, dass wir diesen Punkt jetzt im September erreichen.

Im März ist die Single-Auskopplung „Kompassnadel“ erschienen. Das Album heißt „Kompass“. Was haben diese beiden Titel für eine Bedeutung.

Giuseppe: Es ist dieses sich neu finden, was wir auch gerade beschrieben haben. Dieser Gedanke steht hinter dem Titel „Kompass“. „Kompassnadel“ war der Song, der genau in dieser Zeit geschrieben worden ist. Das hat super gut gepasst. Der Song beschreibt, was wir gerade machen bzw. die letzten Jahre gemacht haben.

Karim. Sehe ich auch so. Der Kompass ist die Ausrichtung, er pendelt sich ein und zeigt, in welche Richtung es gehen soll. Das ist jedenfalls genau das, wofür das Album steht.

Was bekommen Eure Fans denn auf „Kompass“ zu hören?

Giuseppe: Wundervolle Songs (lacht).

Karim: Das ist eine richtig gute Frage. Ich finde es immer total schwer, sich selbst oder die eigene Musik einzuschätzen. Es geht schon mehr in Richtung Pop...

Giuseppe: … aber trotzdem mit Tiefe.

Karim: …genau, wir haben unseren Stil nicht verloren. Wir machen keine flache Musik, sondern legen Wert darauf, dass die Texte Tiefe haben und berühren. Die Songs schreiben wir größtenteils selbst, doch wir wir fanden es spannend, auch mal ein, zwei Lieder an Songwriter abzugeben, die wir kennen. Obwohl wir mit Giuseppe und Michael Klimas unfassbare gute Songwriter in den eigenen Reihen haben, ist es manchmal auch interessant, einen Blick von außen zu integrieren. Auf dem Album wird es einen Song geben, den jemand über uns aus unserer Sicht geschrieben hat – und das wahrscheinlich ehrlicher, als wir das hätten machen können. Auf „Kompass“ sind jedenfalls einige Überraschungen zu hören.

Die Söhne Mannheims sind multikulturell. Hört man das den Songs an?

Karim: Wir haben Wurzeln unter anderem in Simbabwe, Ghana, Ägypten, Italien, Polen, Spanien ... da müssen wir uns uns keine Sorgen machen, ob uns irgendjemand plötzlich als kulturelle Aneignung aussortiert, weil wir unterschiedliche Musikstile mixen. Hip-Hop, Pop, Soul, Reggae, Ragga, Rock haben schon immer unseren Band-Sound geprägt. Wir haben heute eher das Problem uns auf einen Stil zu fokussieren, obwohl wir musikalisch so vielseitige Hintergründe haben.  

Seid ihr dadurch auch experimentierfreudiger?

Karim: Absolut. Wir machen einfach alles. Wir haben keine Regeln, wie es klingeln soll. Es soll geil sein. Und wenn es uns dann bewegt, dann ist es der Söhne-Sound.

Zum Auftritt bei der SommerMusik Schloss Rheydt. Auf was können sich eingefleischte Söhne-Fans und andere Besucher bei diesem Open Air einstellen?

Giuseppe: Auf einen abwechslungsreichen Abend, auf ein schönes Wechselbad der Gefühle, von Herzschmerz bis Freude.

Karim: Unser Music Director Edward Maclean gestaltet die Setlist als Best of-Programm und so, dass Dynamik drin steckt. Es kann sein, dass bei dem ein oder anderen Lied die ersten Reihen weinen, aber schon im nächsten Moment bekommt das Publikum schon wieder eine Dance-Nummer auf die Mütze. Der Trailer zur SommerMusik ist super, weil da genau die Bilder zu sehen sind, die wir von unseren Konzerten mitnehmen: Menschen, die tanzen und freudestrahlend in die Kamera sagen, ‚das war super, ich will da wieder hin‘. Das ist das, was wir erreichen wollen und bis jetzt (klopft dreimal auf den Tisch) auch immer erreicht haben. „Alte“ Söhne-Fans haben vielleicht eine gewisse Erwartungshaltung, die neuen Söhne-Fans sind da unvoreingenommener unterwegs. Die können wir abholen ohne gegen etwas arbeiten zu müssen.

Wie sind Eure Zukunftspläne? Einmal Söhne immer Söhne oder habt Ihr auch Solo-Projekte in Planung?

Giuseppe: Wenn ich nicht mit den Söhnen Mannheims unterwegs bin, dann spiele ich mit meinem Projekt „Gastone „Gastone“: italienische Folklore, andere nenne es auch Spaghetti-Polka.  

Karim: Das sollte man sich unbedingt einmal anhören, das ist total abgefahren. Solo bin ich nicht unterwegs, aber ich bin auch Mitglied der Band „The Wright Thing“, durch die die Söhne auch auf mich aufmerksam wurden. Für eine Solo-Karriere habe ich aber keine Ambitionen. Ganz ehrlich: Ich möchte so lange wie möglich unerkannt mit meinem Hund durch meine Heimatstadt Heidelberg wandern können, ohne alle zehn Meter ein Foto machen zu müssen.