1. Mönchengladbach

Trockenheit: Wie stark sind die Landwirte betroffen?​

Trockenheit: Wie stark sind die Landwirte betroffen? : Staubtrocken auf dem Acker

Temperaturen bis zu 40 Grad zeigen es auch dem letzten Zweifler: mit unserem Klima stimmt etwas nicht. Der „tolle Sommer“ mit anhaltendem Freibadwetter bedeutet gleichzeitig auch extreme Trockenheit. Das merken als erstes die, deren Existenz davon abhängt, dass genug Wasser da ist: die Landwirte...

Eine lange Staubwolke zieht der Traktor hinter sich her. Der Boden ist steinhart, auf manchen Äckern zischen ununterbrochen die Beregnungsanlagen. „Wir sind jetzt auf regelmäßige Niederschläge angewiesen, da die tieferen Bodenschichten noch sehr trocken sind und somit kein Puffer für längere Dürrephasen besteht“, sagt Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss/Mönchengladbach, mit Blick auf die Dürrejahre 2017 bis 2020. Im recht „normalen“ Jahr 2021 habe es nicht so viel geregnet, dass die trockenen Vorjahre ausgeglichen werden konnten.

Wo Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, damit zitiert wird, dass es in den vergangenen 250 Jahren wahrscheinlich „keine vergleichbare Dürre-Situation in Mitteleuropa“ gegeben hätte und Deutschland bereits seit 2018 zu trocken sei, schätzt Wappenschmidt die Lage explizit in Mönchengladbach aber als „knapp ausreichend“ ein. Für die Erntearbeiten von Gerste und Weizen sei das sommerliche Wetter der letzten Wochen sogar hilfreich gewesen. Dringend regnen müsse es aber jetzt für Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais. „Für diese Kulturen bedeutet die Trockenheit Stress“, sagt der Korschenbroicher Landwirt, der selber Getreide Zuckerrüben und Blumen anbaut. Kein Wunder, dass dort, wo es möglich ist, auch künstlich bewässert wird. So ist der Beregnungsbedarf in Mönchengladbach zwischen 2015 und 2020 von 0,2 Millionen auf 0,3 Millionen Kubikmeter Wasser gestiegen. Allerdings könne sich nicht jeder Landwirt einfach am Grundwasser bedienen, wie er wolle, sagt Wappenschmidt. Landwirtschaftliche Beregnungsbrunnen seien genehmigungspflichtig und die Wassermengen regelmäßig an die Behörden zu melden.

Das zusätzliche Wasser sowie die „Preisexplosion“ bei Dünger, Futter und Energie brächten Kostensteigerungen mit sich. Ob und wie die aber am Ende an die Verbraucher weitergereicht würden, wagt Wolfgang Wappenschmidt bei der schwierigen Lage mit Corona, Lieferkettenproblemen, Energieverteuerung und dem Ukrainekrieg nicht zu prognostizieren. „Das hat auch damit zu tun, wie hoch der Anteil der Erzeugerpreise an den Verbraucherpreisen ist“.

Für die Bauern sei die Trockenheit nur einer unter vielen Aspekten, die die Situation schwierig machten. Aufgeben habe aber bislang keiner müssen, so Wappenschmidt.

Übrigens werde ständig an neuen Anbau- und Sortenversuchen, die dem Wetter besser standhalten, getüftelt.