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Unabhängig von den großen Energieversorgern - Hajo Siemes lebt es vor

Unabhängig von Energieversorgern - Hajo Siemes lebt es vor : Selbst(versorger) ist der Mann!

Seit 39 Jahren ist er Mitglied bei den Grünen. Als Bürgermeister, Mitglied im Rat der Stadt Mönchengladbach und Aufsichtsratsvorsitzender der GEM steht Hajo Siemes für seine Überzeugungen ein. Privat kann er das noch kompromissloser. So fährt er nicht nur Rad statt Auto und holt sich das Gemüse aus dem eigenen Garten, er hat auch schon vor 20 Jahren damit begonnen, sich von den Energieversorgern unabhängig zu machen. Ein Weg, der in Anbetracht der weltpolitischen, klimatechnischen und ökologischen Lage mehr denn je zum Umdenken anregt.

Tomaten, Bohnen, Erbsen, Möhren, Zucchini, Kürbis, diverse Kohlarten, Spinat, Salat, Kartoffeln, auch Süßkartoffeln, Johannis-, Erd- und Himbeeren – in Hajo Siemes‘ knapp 120 Quadratmeter großem Gärtchen wächst alles, was man in unseren Breitengraden anpflanzen kann. Gemüse einkaufen? „Brauchen wir nicht!“, erklärt der passionierte und offensichtlich mit einem grünen Daumen ausgestattete Hobbygärtner. „Bei uns gibt‘s jeden Tag Gemüse und Salat direkt aus dem Garten. Für den Winter frieren wir Vorräte ein, und was man nicht einfrieren kann, wie etwa Rote Beete, kommt in die Gartenmiete...“ So nennt er die unterirdische Lagerungsweise, mit der bestimmte Gemüsesorten bis zum Frühjahr genießbar bleiben. Siemes kennt sich aus. Und was er nicht aus seiner Jugend auf dem Bauernhof mitgenommen hat, hat er sich angelesen. Wie man mit Hilfe einer Komposttonne in drei Schritten aus Biomüll wertvolle Erde für die Gartenbeete machen kann, zum Beispiel. Oder warum man Möhren und Zwiebeln nebeneinander setzen sollte – weil sie sich gegenseitig die Fliegen fernhalten.

Gekocht wird bei Siemes‘ natürlich auch – mit „grünem“ Strom. Noch zu D-Mark-Zeiten haben seine Frau und er das Haus mit einer Solaranlage (1999) und einer Photovoltaik-Anlage (2001) ausstatten lassen. 48 000 D-Mark hat das insgesamt gekostet – trotz Förderung kein Pappenstiel für die Familie mit zwei Kindern. „Wir haben beide weder geerbt noch reiche Eltern gehabt“, betont Siemes. „Stattdessen haben wir uns das alles von unseren Gehältern, teilweise in Teilzeitarbeit, erspart. Es ist eine Sache der Einstellung. Luxus ist für uns kein Thema. Wir leben sparsam, fahren fast ausschließlich mit dem Fahrrad, kaufen bewusst Kleidung und tragen sie, ja, bis wir sie nicht mehr tragen können... Dafür haben wir durch die Sonne Strom, den wir selber nutzen können.“ Jetzt, 20 Jahre nach der Anschaffung übrigens, geht es erst richtig los mit dem Sparen, denn vorher wurde der Strom ins Netz eingespeist – immerhin aber für 49 Cent Vergütung pro Kilowattstunde von der NEW.

„Ob sich das rechnet, die Frage habe ich mir nie gestellt“, meint Siemes und bringt seine Einstellung noch einmal auf den Punkt: „Wenn ich wüsste, dass ich morgen sterbe, würde ich heute noch einen Baum pflanzen.“

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Und bewässert würde der natürlich mit ... Regenwasser! Und so schließt sich der Kreis bei der Regenwassernutzungsanlage, die übrigens noch mal rund 5 000 D-Mark gekostet hat. „Die Anlage hat zwei von einander getrennte Kreisläufe“, erklärt Siemes. „Einen für das Trinkwasser und einen für das Regenwasser.“ Das Regenwasser wird über Rohre vom Dach in vier 1 000-Liter-Regenwassercontainer im Keller eingespeist. Wenn die Tonnen gut gefüllt sind, wird das ‚System Regenwasser‘ eingestellt. Wobei beide Wasserkreisläufe getrennt voneinander funktionieren – das Trinkwasser der NEW fließt für die Küche, die Dusche usw., das Regenwasser für die Toiletten, die Waschmaschine und den Garten. „Durch die Regenwassernutzung kaufen wir natürlich weniger Wasser bei der NEW ein“, freut sich Siemes einerseits, ärgert sich aber auch und wird politisch: „Leider müssen wir immer noch den Regenwasserkanal über die Größe der bebauten Fläche bezahlen, obwohl wir den Kanal nicht nutzen. Eine Satzungsänderung der Kanalgebührensatzung ist dringend angesagt, um die Regenwassernutzern für ihr umweltfreundliches Handeln zu belohnen.“

Tatsächlich scheint sich das umweltschonende und ressourcensparende Leben als etwas zu erweisen, das viel persönliches Engagement und Investitionen erfordert, dabei aber (noch) zu wenig Belohnung erfährt. „Man muss es wollen und den Mut haben“, sagt Siemes. Und wenn er sagt, „Für uns hat es sich in jedem Falle gelohnt! Wir sind glücklich damit und uns hat es auch sonst an nichts gefehlt“, dann glaubt man es ihm – und beginnt vielleicht sogar auch einmal mit dem Umdenken...