1. Mönchengladbach

Verbraucherberatung warnt vor Kreditfallen​

Verbraucherberatung warnt vor Kreditfallen : Finger weg von „zu guten“ Angeboten

Gestern war Weltverbrauchertag. Die Verbraucherberatung Mönchengladbach nutzte die Gelegenheit, um einmal mehr verschuldete Familien vor Kreditfallen zu warnen.

Für die Verbraucherberatung ist der Weltverbrauchertag am 15. März der höchste „Feiertag“ im Jahr. Das war aber auch schon alles, was man gestern an Humor zum Thema beitragen konnte. Denn das Thema war „Kreditfallen“. Vor denen wollten Beraterin Edda Nowak und Beratungsstellenleiterin Nazime Kirici einmal mehr warnen, in Zeiten, wo Familien mit wenig Geld schon durch die Erhöhung des Energiekosten-Abschlags schnell mal in Schieflage geraten können. „Geld leihen kostet Geld“, so Edda Nowak könne man das Thema überschrieben. Und von Kreditangeboten, die den Anschein haben, als bekomme man etwas geschenkt oder die ungewöhnlich günstig seien, solle man besser die Finger lassen. Etwa von Minikrediten zu einem Zinssatz von 0 Prozent. Eine so genannte Finanzsanierung gegen kleines Geld, stelle sich zumeist als noch teurer heraus, als die Schulden, die sowieso schon da seien. Hohe Zinsen, versteckt im Kleingedruckten, Zusatzleistungen, die keiner braucht ... am Ende stelle sich zumeist heraus, dass solche „Dienstleistungen“ nichts brächten und teuer seien. „Die Leute sind in einem Tunnel, haben richtig Druck, brauchen unbedingt Geld und schlagen Warnungen, vielleicht auch von ihrem Bankberater, in den Wind“, weiß Nowak, und dann gerieten sie an unseriöse Anbieter. Das Ende vom Lied seien Zahlungserinnerungen, fordernde Inkassounternehmen, Anwaltschreiben, Pfändung. Nicht selten würden Banken zum Beispiel aus Malta oder Budapest oder dubiose Versicherungen mit drin hängen. Verzweifelte Rentner würden Versicherungen bezahlen, die vor Arbeitslosigkeit schützen, mit Sternchen versehene Einschränkungen würden aus Panik überlesen. Da solche Verträge ja von den Betroffenen unterschrieben seien, sei es schwierig, wieder raus zu kommen. Die Anbieter würden sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen, in der man von Sittenwidrigkeit, aber nicht von offenem Betrug sprechen könne.

Nazime Kirici erklärt ein Beispiel: Ein Verbraucher habe im Internet in Kredit-Vergleichsportalen nach einem Kreditgeber gesucht. Und stattdessen ein Angebot zur Vermittlung einer „Finanzsanierung“ über 5 500 Euro bekommen. In monatlichen Raten von 114,58 Euro sollten die .Gläubiger*innen des Verbrauchers ausgezahlt werden. „Dafür verlangte die Finanzierungsgesellschaft „Gebühren“ von 149 Euro und einen nicht näher spezifizierten Betrag von 912 Euro für die Abwicklung über 48 Monate Laufzeit“, so Kirici. Statt eines Kredites sollte der Verbraucher also für die Tilgung seiner schon bestehenden Kredite durch monatliche Ratenzahlung noch weitere Kosten hinnehmen. „In den Fällen, in denen wir uns einschalten, wird den Betroffenen meistens ‚aus Kulanz‘ gestattet, aus dem Vertrag auszusteigen“, so Edda Nowak. Besser sei es, gar nicht erst in solche Kreditfallen zu tappen.

Doch was tun, wenn kleine Beträge, wie 150 Euro für Strom und Gas für Menschen mit geringem Einkommen nicht aufzubringen sind, wenn auch die Bank aufgrund fehlender Sicherheiten nicht weiterhelfen will und kann?

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Hilfe solle man sich bei den kostenlosen kommunalen Beratungsstellen, beim Arbeitslosenzentrum  oder den Sozialberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände holen, so Kirici und Nowak. So helfe etwa die Schuldnerberatung weiter. Oft gäbe es noch Ansprüche auf staatliche Leistungen oder Einsparmöglichkeiten. Als letzter Schritt werde bei der Anmeldung der Privatinsolvenz geholfen. „Die Leute sind oft total erleichtert, den Stress endlich los zu sein“, so Nowak.

Die Verbraucherberatung fordert bundesweit einen Schutz vor überhöhten Kreditkosten und Wucherzinsen, einen klaren Referenzzinssatz für alle Verbraucherkredite und bei Überschreitung der Wuchergrenze die Feststellung der Sittenwidrigkeit.