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Verwaltungsspitze infomierte über Situation ukrainischer Flüchtlinge

Ukrainische Flüchtlinge in Mönchengladbach : Wir lassen keinen hängen

Oberbürgermeister Felix Heinrichs und die Beigeordneten Matthias Engel, Dörte Schall und Christiane Schüßler informierten gestern über die Situation aus der Ukraine geflüchteter Menschen in Mönchengladbach. „Die Solidarität ist immens“, so der OB.

Die Solidarität mit den Menschen, die vor Putins Krieg geflüchtet sind, ist hier wie in anderen Städten groß. Rund 900 schätzt Dörte Schall, Beigeordnete für Soziales, seien allein privat in Mönchengladbach untergekommen. Das sei anders, als beim letzten Flüchtlingsstrom 2015/16. Viele davon hätten durch Vermittlung der jüdischen Gemeinde eine Bleibe gefunden. Es sei ihm aber wichtig, zu betonen, dass ukrainische Flüchtlinge gegenüber Geflüchteten aus anderen Krisengebieten keinen Sonderstatus hätten, so der Oberbürgermeister. Und im Hinblick auf die rund 3 500 Mönchengladbacher Mitbürger*innen mit russischer Staatsbürgerschaft stellte Heinrichs klar: „Wir wissen, das ist ein Krieg von Putin und nicht des russischen Volkes“.

1 524 aus der Ukraine geflohene Menschen waren - Stand gestern - in Mönchengladbach bekannt, weitere 1 027 hatten sich auf Eigeninitiative in der Erstaufnahme-Einrichtung des Landes im ehemaligen JHQ gemeldet. Für die Stadt ist das eine große Herausforderung, die mit weiteren Flüchtlingszahlen noch weiter wachsen wird. „Wir lassen keinen hängen“, betont Matthias Engel, Beigeordneter für Verwaltung, Bürgerservice, Ordnung und Feuerwehr. In der Verwaltung hätten sich zahlreiche Mitarbeiter*innen für anfallende Aufgaben freiwillig gemeldet.

Zu bewältigen ist da viel und in der Verwaltung muss so manches liegen bleiben, weil die Hilfe für die Geflüchteten dringlicher ist. Knapp 20 zusätzliche Stellen in der Sozialarbeit sind aber bereits anvisiert. „Wir stellen uns der Aufgabe als Team“, sagt Felix Heinrichs, die Stadt „fahre aber auf Sicht“. Man gehe davon aus, dass entstehende Kosten wie üblich über Pauschalen aus Landesmitteln abgerechnet würden, schwarz auf weiß habe das aber niemand. Es gäbe nichtmal ein Lagebild für NRW.

Dadurch, dass Ukrainer freie Fahrt mit Bus und Bahn in ganz Deutschland haben und sich auch zunächst nicht melden müssen, da sie mit dem Aufenthaltsstatus von Touristen zweimal drei Monate bleiben dürfen, weiß keiner so genau, wieviele wo sind. „Wir sind in der fünften Woche des Krieges und die Lage ändert sich ständig“, so Dörte Schall. Zu den 350 Plätzen in Unterkünften, die schon vorhanden waren, habe die Stadt noch einmal 650 neue geschaffen, sowie 200 in der Notunterkunft Krahnendonkhalle. Weitere Häuser und Liegenschaften in städtischer Hand würden zur Zeit geprüft, mit Besitzern leer stehender Gebäude Kontakt aufgenommen. Von den 1 524 Geflohenen seien 45 unbegleitete Minderjährige zwischen neun und 17 Jahren. „Unbegleitet“ heiße aber nicht, dass sie allein bis hierher gekommen seien, sondern, dass sie nicht mit ihren Erziehungsberechtigten, sondern mit Nachbarn, Onkeln oder anderen Bekannten unterwegs seien.

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Für Geflüchtete, die corona-positiv sind, gibt es zwei Quarantänestationen mit 70 bis 90 Plätzen. „Bislang gibt es aber nur Infizierte mit leichtem Verlauf“, so Dörte Schall, die auch für Gesundheit zuständig ist.

Beim Einwohnermeldeamt und der Ausländerbehörde müssen sich die Geflüchteten spätestens dann melden, wenn sie Leistungen beziehen möchten. Mehrheitlich seien Frauen unterwegs, die gerne Hilfe in Form von mobilen Kitas, Eltern-Kind-Gruppen oder auch Sprachkursen in Anspruch nähmen. „Es gibt ein sehr hohes Interesse, hier zu arbeiten“, so Schall.

Besonders schwierig ist das Thema Schule. Geflüchtete Kinder, die hier registriert sind, sind sofort schulpflichtig. Es sei pädagogisch nicht sinnvoll, die Kinder direkt in die Schulen zu schicken, als „Brücke“ zum Schulalltag würden Willkommensklassen eingerichtet, sagt Christiane Schüßler, Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport. Zunächst gehe es für die Kinder darum, anzukommen, sie müssten aufgenommen werden und man müsse ihnen eine Struktur geben. „Erst in zweiter Linie geht es dann um die Vermittlung von Kenntnissen“, so Schüßler.

Eine Beratung und Zusage für einen Schulplatz hatten - Stand gestern - 87 Schüler*innen, Beratungen für Willkommensklassen 63. So genannte FFMs (Fit für mehr) können zudem ab 1. Mai eine vorgelagerte Klasse zum Spracherwerb besuchen, um anschließend aufs Berufskolleg zu gehen.

Schwierig sei es, ausreichend Personal zu bekommen. Schon vor dem Krieg habe man um Fachkräfte für Kitas geworben, so Dörte Schall. „In Schulen ist es noch sehr viel schwieriger“, weiß Christiane Schüßler, „die Schulaufsicht hat mit mehr pensionierten Lehrern gerechnet, die sich melden“. Es müsse wohl in Kitas und Schulen über die „Schlüssel“ zur Klassengröße nachgedacht werden.

Ganz wichtig ist auch das Thema Integration. Hier spielen Sprachkurse eine große Rolle. Man sei dabei, die VHS ins Boot zu holen, so Schüßler. Auch Patenschaften seien geeignet für eine schnelle Integration.

Informationen und Beratung für Zugewanderte, die in Familien untergebracht sind, gibt es über das Kommunale Integrationsmanagement (KIM), im Menge Haus, Berliner Platz 12, unter 02161/ 25 53 82 7 oder KIM@moenchengladbach.de

Außerdem erhalten Hilfesuchende und Hilfswillige alle Informationen unter www.stadt.mg/ukrainehilfe sowie beim Bürgertelefon unter 02161/25 54 32 1 (montags bis donnerstags 8 – 16 Uhr und freitags 8 – 12 Uhr).