1. Mönchengladbach

Zehn Monate Queeres Zentrum auf der Gladbacher Wallstraße​

Die Queer Community hat ein Zuhause gefunden : Bereit für mehr Sichtbarkeit

Seit Mai 2022 gibt es das Queere Zentrum auf der Wallstraße. Die zentrale Lage zwischen Altstadt und Minto war die richtige Wahl. Der Bedarf an geschütztem Raum, Beratung und einer Community ist da, die vielseitigen Angebote vom queeren Jugendtreff bis zum Café Altera für ältere Queer-Menschen werden sehr gut angenommen, der Vereinsvorstand von Queers an der Niers e. V. ist happy. Das erklärte Ziel: noch mehr Sichtbarkeit!

Der Christopher Street Day, geoutete Schwule und Lesben in Politik und Öffentlichkeit, Trans-Menschen in den Medien – das Thema „queer“ ist in der Gesellschaft angekommen. Und doch gibt es sie immer noch, die Unsicherheiten und Ängste, was queere Menschen angeht.

„Vor allem ältere Menschen wissen oft nicht, was ‚queer‘ ist“, sagt Heike Kivelitz, 1. Vorsitzende von Queers an der Niers e.V. und mitverantwortlich für das Queere Zentrum. „Queer bedeutet außerhalb der Norm, also nicht hetero-normativ lebend“, erklärt sie. Tatsächlich sei der Anteil lesbischer (L), schwuler (G), bisexueller (B), trans- und intergeschlechtlicher (T) Menschen an der Gesellschaft höher als viele denken. Je nach Studie liege die LGBT-Quote zwischen sieben und 21 Prozent.

Zeit also, sich nicht mehr zu verstecken, auch nicht in einer eher konservativ tickenden Stadt wie Mönchengladbach. Sichtbarkeit ist das ganz große Ziel der Gladbacher Queer Community. Denn, wie Kivelitz es auf den Punkt bringt:

Daher auch das Queere Zentrum im Herzen von Gladbach – mit offenen, niedrigschwelligen Angeboten wie dem „Café Carlton“ an jedem zweiten Sonntag im Monat. Peter Breuer-Tervooren und Paul Breuer, Gründungsmitglieder von De leckere Jecke, aktiv im CSD und im neugegründeten Chor „Queer & Friends“, laden als Gastgeber herzlich zu Kaffee, Kuchen (selbstgebacken!) und Klön ein. „Wir wollen dazu motivieren, rauszugehen und Leute zu treffen“, sagt Paul Breuer, „Gerade in der älteren Generation haben viel nicht gelernt, sich zu outen.“ Geklönt werde, wie in jedem Café, „über alles, aber natürlich auch über schwule-lesbische Themen“, so Peter Breuer-Tervooren. „Neue erzählen gern mal ihre Geschichte. Und natürlich wird ganz viel gelacht.“ Queer oder nicht queer spiele dabei keine Rolle. Jeder und jede sei willkommen. „Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Geflüchtete, Muslime und People of Colour zu uns kämen“, erklärt Kivelitz, die weiß, dass die sich oft noch schwerer mit dem Outing tun. Für Menschen, die Orientierung suchen und für alle anderen Fragen rund ums Queersein gibt es die Beratung. Großen Zuspruch finden vor allem auch die Gruppen für Trans-Menschen und Non-Binäre. Bis zu zehn, darunter auch junge Leute, kommen regelmäßig zu den Treffen.

Die Zahl der Mitglieder bei Queers an der Niers e. V. ist von 24 im Juli ‘22 auf jetzt 44 gestiegen; auch die Zahl der „Inaktiven“, die „nur“ zu den Gruppen und Treffen kommen. Ein positiver Trend, der nach noch mehr Bekanntheit schreit und hoffentlich noch getoppt wird. Breuer-Tervooren betont:

Zwei die das Queere Zentrum nterstützen möchten, sind Emma-Sophie Richter und Annika Reetz, Studentinnen der Hochschule Niederrhein. Im Rahmen des HONOUR-Projekts haben Sie sich mit drei weiteren Student*innen überlegt, wie das Queere Zentrum sichtbarer wird, haben sich an die Medien gewandt und z. B. überlegt, wie die Fassade des „Queeren Zentrums“ auffälliger gestaltet werden könnte. Tja, wenn da nur nicht die behördlichen Hürden wären, denn einfach so eine Fassade in Regenbogenfarben streichen, das geht natürlich nicht.