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Nachbarschaft Fuchshütte vor dem Aus

Nachbarschaft Fuchshütte vor dem Aus

Renate Walbergs will nicht mehr die Vorsitzende der Nachbarschaft Fuchshütte sein. Hier erzählt sie, warum.

Vor ein paar Wochen hat Renate Walbergs zusammen mit ihren letzten Getreuen ein Din-A4-Blatt in 140 Briefkästen am Fuchshütter Weg, an der Asdonkstraße und am Overstieg geworfen und gewartet. Die Reaktion? „Nichts.“ Kein Anwohner hat sich bei ihr gemeldet. „Dann wird das darauf hinauslaufen, dass wir die Nachbarschaft auflösen, das gepachtete Grundstück der Stadt zurückgeben und das Inventar verkaufen müssen.“

 Auch die Frauen der Turnerschaft Neuwerk haben gemütliche Zusammenkünfte auf dem Grundstück an der Asdonkstraße gehabt. Foto: privat
Auch die Frauen der Turnerschaft Neuwerk haben gemütliche Zusammenkünfte auf dem Grundstück an der Asdonkstraße gehabt. Foto: privat

Seit fast 40 Jahren wohnt sie hier, organisierte Sommerfeste, kränzte Glückwunschbretter, schmückte Straßen - „und alle haben mitgemacht.“ Doch die Pioniere von damals sterben, werden alt und sind gebrechlich. „Von den übriggebliebenen kann ich niemand mehr die Leiter hoch schicken.“ Und frisches Blut? Fehlanzeige. Mittlerweile hat das Konsequenzen. Das 700 Quadratmeter große Feiergelände, liebevoll auf platt „Fosshötter Tömp“ genannt, droht zu verbuschen. Nachbarn haben sich bei der Stadt beschwert und gefragt, warum die Hecke am Gelände nicht mehr geschnitten wird. Das bestärkt Renate Walbergs darin, die Nachbarschaft zu beenden. „Leider, leider, leider.“ Geburtstage, Hochzeiten, Trödelmärkte - die ehemalige Brache hatten die Nachbarn mit großer Eigenleistung hergerichtet, dass einige Zeitungen vom „neuen Schmuckstück“ schrieben.

Doch das alles wird, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, Geschichte sein. Wie könnte so ein Wunder aussehen? „Wenn sich zwei, drei Leute von jeder der drei Straßen zu einem neuen Vorstand zusammenschließen würden.“ Danach sieht es augenblicklich aber nicht aus und deswegen bleibt der jugendlich wirkenden Renate Walbergs nur der Weg in die Erinnerung. Für den Journalisten blättert sie noch einmal in ihrem Fotoalbum, zeigt auf Menschen, die die Ärmel hochgekrempelt haben. „Offenbar haben sich die Zeiten geändert.“

Wer mit Renate Walbergs trotz aller trüben Aussichten Kontakt aufnehmen will, wählt die Telefonnummer 02161-963392.

(StadtSpiegel)