Neue Reiter für St. Martin

Neue Reiter für St. Martin

In Overhetfeld und Elmpt war für Generationen Matthias Dericks der St. Martin. Im vergangenen Jahr stieg er endgültig vom Pferd. Jetzt schwingen sich seine Nachfolger in den Sattel.

Er war eine Institution. 40 Jahre lang ist Matthias Dericks als St. Martin in Overhetfeld geritten, über 25 Jahre auch in Elmpt. Es wuchs die zweite, teilweise die dritte Generation heran, die ihn als den Mann, der seinen Mantel teilt, kennenlernte.

Er hinterlässt große Reitstiefel, die die beiden Männer, die seine Nachfolge antreten, auf ihre ganz eigene Art und Weise füllen werden.

Als erster steigt Björn Cüsters am 4. November in den Sattel. Er hatte eine ganze Weile Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er einmal der neue St. Martin von Overhetfeld sein würde. Schon vor fünf Jahren war der dortige St. Martinsverein auf ihn zugegangen und hatte ihn gefragt, ob er sich grundsätzlich vorstellen könne, diese Rolle auszufüllen. Lange überlegen musste er nicht: „Sicher würde ich das machen.“ Im vergangenen Jahr kam dann Dericks selbst auf ihn zu: „Stehst Du zu Deinem Wort?“ Und als er zusagte, bekam er das Kostüm, dass Dericks’ Frau einmal selbst in Handarbeit angefertigt hatte. Mit neuer Borte wird er es am Martinsabend tragen. Dem Helm des römischen Soldaten allerdings sah man die 40 Jahre, in denen er getragen worden war – Dericks war ja nicht nur in Elmpt und Overhetfeld geritten, sondern auch in Dilborn und bei zahllosen Kindergartenzügen – deutlich an. Und zuerst sah es so aus, als würde niemand ihn reparieren können. Doch dann fand Cüsters das Uniformhaus, das ihn einst geliefert hatte. Und dort konnte sich der Seniorchef noch daran erinnern, wer die Konstruktion ausgetüftelt hatte – der Mann sei Kölner, zwar schon weit über 80 Jahre alt, aber er wolle ihn fragen, ob er noch einmal Hand anlege. Und einige Wochen später kam der Helm tatsächlich wie neu zurück.

Damit steht dem ersten Zug mit Björn Cüsters im Sattel nichts mehr im Wege. Spannend für ihn ist nur, ob ihn seine jüngste Tochter Lia (knapp 3) erkennen wird. Die beiden älteren Kinder wissen Bescheid und freuen sich darauf, ihren Vater in dieser Rolle zu sehen.

Auch im Hause Pischler in Elmpt ist alles klar für die beiden Kinder. Für Vater André ist es auch keine neue Rolle. Er reitet seit genau 25 Jahren als St. Martin in Heyen. Dort allerdings im Kostüm des Bischofs. Damit gehört Heyen zu den wenigen Ausnahmen in der Region. Seit dem vergangenen Jahr wissen die Kinder Bescheid, und für Sohn Felix ist das Fest, das er ohnehin sehr liebt, damit noch einmal so schön.

Während Cüsters über das Schützenfest zum Reiten kam, Gefallen daran gefunden hat und dabei geblieben ist, haben für André Pischler Pferde über 30 Jahre lang zum täglichen Leben gehört. St. Martin in Heyen wurde er, weil die Familie dort Pferde stehen hatte und man ihn beim Reiten gesehen hatte. Die Anfrage aus Elmpt kam im vergangenen Jahr am Martinsabend, er sagte ohne Zögern zu.

  • In diesem Jahr gibt Martin Dellen
    Tradition : Ein Martin als St. Martin
  • Freuen sich auf die Aktion (v.l.):
    Buchstabensuchspiel : Mit Sankt Martin durch Dülken
  • Die Ehrenamtskoordinatorinnen Kira Siegers (l.) und
    Ehrenamtliches Engagement : Oft sind es die kleinen Dinge

Sein erster Ritt als römischer Soldat steht am 11. November auf dem Plan. Nachdem die Zahl der Kinder in Heyen immer überschaubar war, wird er nun 780 Tüten ausgeben, 780 Hände schütteln. Und er freut sich sehr darauf: „Das Schönste sind die leuchtenden Kinderaugen, wenn sie St. Martin sehen.“

(StadtSpiegel)