Pferde helfen heilen

Pferde helfen heilen

Hoch zu Ross für eine gute Sache: An diesem Wochenende wird bundesweit zugunsten der Reit- oder Hippotherapie geritten. In Mönchengladbach ist das Team Zauberwichtel am Start, um Spenden zu sammeln, für eine Behandlungsform, die die Krankenkassen nicht bezahlen.

Manche Pferde dösen noch in der Sonne, andere scharren in Vorfreude mit den Hufen, alle haben bunte Seidenblumen in die Mähnen geflochten: Das Team Zauberwichtel ist eines von vielen Pferd/Reiter-Teams, das an diesem Wochenende für die Reit- oder Hippotherapie Spenden sammelt. Therapien mit Pferd heißen in der Fachsprache pferdegestützte Interventionen. Von den Krankenkassen werden sie nicht bezahlt. Deshalb machen sich bundesweit Reiter und Pferde auf den Weg, um Spenden für mittellose Patienten zu sammeln und die Therapieform bekannter zu machen.

In Mönchengladbach ist das Team Zauberwichtel mit neun Pferden im Hardter Wald unterwegs. Um die Gruppe größer zu machen, sind auch einige Privatreiter aus dem Stall in Hehn mit dabei, wo die Therapeutengruppe Zauberwichtel ihre acht Therapiepferde untergestellt hat. „In der ersten Etappe führen wir die Kinder 3 Kilometer zu einem Picknickplatz“, sagt Therapeutin Marion Thiveßen, die hauptberuflich in der evangelischen Jugend- und Familienhilfe arbeitet. Zusammen mit Jennifer Rolloff, hauptberuflich bei der BeWo, und Petra Fleischer, ebenfalls von der evangelischen Jugendhilfe, bieten sie Therapien mit Pferden an. „Es gibt oft keinen Kostenträger“, sagt Thiveßen. Die meisten Therapiestunden würden von Spendengeldern bezahlt, denn die Krankenkassen unterstützen die Therapieform nicht, und das obwohl sie nachweisbare Erfolge bei geistigen und körperlichen Behinderungen, Störungen von Wahrnehmung und Motorik, bei Autismus, ADHS, chronischen Erkrankungen, Ängsten, Traumata, Depressionen, Essstörungen und psychosomatischen und neurologischen Erkrankungen vorweisen kann. Das große warme Tier und seine Fähigkeit, den Menschen zu spiegeln, wirke wahre Wunder bei Beziehungsstörungen und ihr Schritt zwinge motorisch gestörte Menschen, ihren Schrittrhythmus zu imitieren, so Thiveßen.

„Um auf ein Erziehergehalt zu kommen und weil rund 20 Euro fürs Pferd gebraucht werden, müssen wir 60 Euro für eine Therapiestunde nehmen“, sagt Jennifer Rolloff, anders könne man die Pferde nicht unterhalten. Leider können das viele Betroffene privat nicht bezahlen. Das Institut für Pferdegestützte Therapie (IPTh), das zum zweiten Mal bundesweit zum Spendenritt aufgefordert hat, setzt sich dafür ein, dass dieser Stundenlohn trotzdem gezahlt wird. „Es wäre schon schön, wenn für uns eines Tages ein Halbtagsjob dabei heraus käme“, sagt Marion Thiveßen, die wie ihre Kolleginnen zur Zeit noch auf das Wohlwollen ihres hauptberuflichen Arbeitgebers angewiesen ist. Der bindet die Hippotherapie derzeit in sein Angebot mit ein. Und so gehen die Spendengelder, die in Mönchengladbach erritten werden, auch für Therapiestunden an die evangelische Jugendhilfe.

(Report Anzeigenblatt)