Politikrunde im Café

Politikrunde im Café

Ruth Brühes, Christine Brocher, Walter Bartsch, Ruth Erweg und Michael Wehr sitzen gern nachmittags im Café zusammen. Es wird viel erzählt und gelacht, aber auch über Politik geredet, und wie! Teil 3 unserer Reportagen vor der Bundestagswahl.

Die Glasscheibe von Kamps am Hauptbahnhof ist für die älteren Semester, mit denen wir uns hier verabredet haben, wie ein Fenster, durch das man auf die Probleme der Republik schaut: Unpünktliche Buslinien, Drogenganoven, respektlose Ausländer, Deutsche, die sich gehenlassen, Müll auf der Straße und Polizisten, die sich nicht sehen lassen.

Politikrunde im Café

Walter Bartsch hat „sooo einen Hals“ und spricht erst mal für alle. „Wir zahlen viel Steuern, aber wir fühlen uns abends nicht mehr sicher.“ Frauen würden angemacht, vor allem jüngere müssten regelrecht spießrutenlaufen. Jeder kann eine Geschichte dazu beitragen. Was sie wenige Tage vor dem 24. September denken? Ihre Wahl haben drei von ihnen schon getroffen, per Brief. Von Angela Merkel erwarten sie nur „Stillstand“ und bevor Schulz Kanzler würde, „geht die Welt unter“. Zurück zu den Herausforderungen: Ausländische junge Männer haben in dieser Runde kein gutes Ansehen, obwohl... Ruth Brühes wendet ein: „Ich kenn aber auch nette.“ Und fügt hinzu: „Die Deutschen haben sich ebenso verändert, an der Lürriper Straße sieht es manchmal wie auf einer Müllkippe aus.“ Dann geht es ans Eingemachte, ums Geld. Walter Bartsch denkt zurück an seine Arbeitszeit; Stunden hat er gekloppt. „Ich hab mein Bett quasi im Betrieb aufgestellt, weil es hieß, Überstunden sind gut fürs Alter.“ Und wo ist der Dank? fragt er rhetorisch. „Heute muss ich auf meine Rente Steuern zahlen und Versicherungen.“ Michael Wehr zieht daraus den Schluss: „Das kann es doch nicht sein. Auch Beamte und Selbstständige müssen verpflichtet werden in die Rentenkasse einzuzahlen!“ Aber das fordere ja keiner. Ruth Brühes findet es beschämend, „dass es alte Leute gibt, die sich noch nicht einmal eine Tasse Kaffee leisten können.“

Den aktuellen Politikern trauen sie keine Trendwende zu. „Die Typen fehlen.“ „Es gibt keine Vorbilder mehr.“ Und: „Wo ist ein ehrlicher Mensch?“

(StadtSpiegel)