Ratten im Lüftungsschacht

Ratten im Lüftungsschacht

"gewohnt gut" - so sieht sich die Wohnungsgesellschaft LEG selbst. Die Mieterinnen Susanne Hoppe, Jutta Königs und Kim Kurbalia vom Hensenweg regt das kolossal auf: Fenster sind undicht, Wände verschimmeln, im Lüftungsschacht trapsen die Ratten, aber die LEG taucht ab und ist selbst für den Mieterbund unerreichbar.

Mönchengladbach. Seit zwei bis drei Jahren leiden die drei Frauen unter den Mängeln. Susanne Hoppe klagt: "Die Fensterrahmen kann man nach außen drücken, der Balkon ist mit Fett verdreckt." Zwei Aktenordner voll hat sie alles dokumentiert: Die Fraß-, Urin- und Kot-Spuren der Ratten, die E-Mails an den Vermieter, die Schreiben an den Service-Partner der LEG und an den Kammerjäger. Parallel speichert sie auf einem Datenträger Beweisdateien - fast vier Gigabyte. Kim Kurbalia zog in ihre Wohnung hochschwanger im Februar 2014. "Nach kurzer Zeit hatten wir eine Flohplage und mussten ins Krankenhaus, eine peinliche Sache." Schlimm erwischte es auch Jutta Königs. Im letzten Herbst konnte sie nicht mehr ohne Schlaftabletten ins Bett gehen, weil die Ratten in den Lüftungsschächten nachts so einen Radau veranstalteten. Sie versuchte die Schächte in ihrer Küche abzukleben, denn es stank immer widerwärtiger. "Der reinste Horror." Dann sah sie ihre erste tote Ratte. "Ich hätte sie fotografieren sollen - aber ich konnte einfach nicht." Sie schüttelt sich.

 Susanne Hoppe (li.) und Jutta Königs suchen Hilfe bei Marc Brucherseifer, dem Berater des Mieterschutzbundes.
Susanne Hoppe (li.) und Jutta Königs suchen Hilfe bei Marc Brucherseifer, dem Berater des Mieterschutzbundes. Foto: schrö

Alle Hilferufe und Beschwerden blieben unbeantwortet. Der Kammerjäger verwies stets auf seinen Auftraggeber, die LEG. Für Susanne Hoppe war Ende 2016 eine Grenze erreicht. "Ich habe die Miete gemindert, um 50 Euro." Jetzt reagierte die LEG. "Man hat mir fristlos gekündigt und ich soll die Wohnung unverzüglich verlassen."

In der Beratungsstelle an der Hindenburgstraße 112 sind drei Mieterinnen vom Hensenweg eingetroffen, aufgeregt und wütend darüber, wie die LEG sie behandelt.

Marc Brucherseifer bleibt die Ruhe selbst. "Die Mietkürzung ist kein Grund zur Kündigung." Selbst wenn ein gelber Umschlag vom Gericht ins Haus flattere mit Aufforderung die Wohnung zu verlassen, "machen Sie sich keine Sorgen, wir lassen es drauf ankommen." Der Mieterschutzbund wird die Mieterinnen zwar nicht vor Gericht vertreten, aber einen Rechtsbeistand vermitteln. Marc Brucherseifer berät seit sechs Jahren Menschen bei Wohnungsstreitigkeiten. "Mit der LEG schlägt sich unser Verband auch in Duisburg, Krefeld und Moers herum."
Ist die Kontaktaufnahme für die Mieter überall so schwer? Die Antwort lässt keine Zweifel zu: "Bei Mängeln kommt da nichts."

Außerdem wisse die linke Hand oft nicht, was die rechte tut. So würden zuweilen - wenn überhaupt - Schreiner zu Glaserarbeiten geschickt. "Selbst die Handwerker kapitulieren."