Raus aus dem Teufelskreis

Raus aus dem Teufelskreis

Die Overhetfelderin Iris Nepomuck hat ihren ersten Roman geschrieben. Protagonistin Julia leidet unter einer Ess-Störung – und bekommt sie in den Griff.

Julia sitzt am Bett ihrer schlafenden Mutter. Sie hat das Bedürfnis, ihr jetzt die Dinge aus ihrem Leben zu erzählen, die die Mutter in ihrer Gesamtheit nicht wahrgenommen hat. Sie geht und holt das Tagebuch aus ihrer Jugendzeit.

So beginnt der Roman „Kurvendiskussion“ von Iris Nepomuck. Die 35-jährige Overhetfelderin ist gelernte Rechtsfachwirtin, und sie hat persönliche Erfahrungen in dem Roman verarbeitet.

Ess-Störungen wie Bulimie oder Magersucht sind immer noch ein Tabu-Thema. Dabei sind sie weiter verbreitet, als der Großteil der Bevölkerung annimmt. Das Robert-Koch-Institut hat bei etwa einem Fünftel aller Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren Tendenzen zu solchen Störungen festgestellt. Bei den jüngeren Jugendlichen ist der Anteil von Mädchen und Jungen noch etwa gleich groß, ab etwa 14 Jahren verschiebt sich das Bild. Demnach gibt es bei etwa jedem dritten Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren Hinweise auf eine Ess-Störung, bei den Jungen beträgt der Anteil im gleichen Alter 13,5 Prozent.

Die Ursachen gelten als vielschichtig. Vor allem Casting-Shows, mit Photoshop bearbeitete Bilder, die superschlanke Models zeigen und die nach körperlicher Perfektion strebende Gesellschaft sollen die Hauptfaktoren sein.

„Ja, mit dem Wunsch nach Perfektion hat es zu tun“, sagt Iris Nepomuck. Aber eben auf deutlich mehr Ebenen als der rein körperlichen. Eine Ess-Störung sei ein – unangemessener – Lösungsversuch für tiefer liegende seelische Probleme und Konflikte.

Ihr Buch ist gerade erst erschienen, und die erste offizielle Lesung findet am Donnerstag, 4. Mai, 19.30 Uhr, in der Gemeindebibliothek Niederkrüchten am Elmpter Laurentiusmarkt statt. Die Overhetfelderin hat aber bereits eine Vorab-Vorstellung in der achten Jahrgangsstufe eines Gymnasiums hinter sich. Und hier musste sie erfahren, wie bekannt den Jugendlichen das Problem ist, wie viele Mädchen sich in den Berichten von Julia wiederfinden.

Auf Iris Nepomuck aufmerksam geworden ist auch die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Niederkrüchten, Christiane Jung. Sie hat den Kontakt zum Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragen im Kreis Viersen vermittelt. Dort waren alle froh, in der Overhetfelder Autorin jemanden gefunden zu haben, der das Problem nicht nur anpackt, sondern auch bereit ist, Lesungen zu veranstalten und in Schulen mit jungen Menschen zu sprechen.

(StadtSpiegel)