Ruhe für den Hambacher Forst

Ruhe für den Hambacher Forst

Deutschlands bekanntester Naturführer und Waldpädagoge Michael Zobel und seine Lebensgefährtin Eva Töller haben ihre Waldführungen vom Hambacher Forst in das Tagebaugebiet Garzweiler II nach Keyenberg verlagert.

Am Sonntag fand die erste Führung statt, weitere sollen folgen.

„Wir müssen dem Hambacher Forst jetzt erst mal Ruhe gönnen, denn der Wald hat extrem gelitten“, sagt Naturführer Michael Zobel am vorigen Sonntag vor annähernd 900 Menschen in Keyenberg. Der Hambacher Forst sei zum Symbol geworden für eine völlig verfehlte Energiepolitik, so Zobel weiter. Und mit dem Gerichtsentscheid sei der Wald längst nicht gerettet, das Thema gehe weiter und betreffe auch den Tagebau Garzweiler II. „Wir haben uns deshalb entschlossen, zu einem Dorf- und Waldspaziergang nach Keyenberg einzuladen.“

Etwa ein Drittel der Anwesenden stammt aus Keyenberg, wie Zobel durch Fingeraufzeigen ermittelt hat. Die Stimmung bei den Ortsbewohnern ist gespalten. „Es ist gut, dass die Öffentlichkeit für die Situation der Menschen hier sensibilisiert wird“, findet Martina Himmelreich. Sie ist Keyenbergerin. Auch Michael Horstkemke freut sich über die Aktion in seinem Heimatdorf : „Es ist wichtig, dass der Klimaschutz diskutiert wird, Arbeitsplätze hängen schließlich nicht nur an der Braunkohle, sondern auch an regenerativen Energien.“ Petra Amend ist zwiegespalten: „Wir haben bereits mit dem Neubau begonnen.“ Andere Ortsbewohner tun mit Plakaten am Eingangstor ihres Hofes ihre Meinung kund: „Geisterdorf? Nein danke. Wir wollen weg!“

Die Greenpeace-Jugend mit jungen Leuten aus dem gesamten Bundesgebiet ist mit Plakaten im Ort unterwegs. An die Anwohner verteilen sie gelbe „Widerstands-Xe“. Sprecher Timo Förster erklärt: „Das Widerstands-X“ ist ein Symbol für den friedlichen Widerstand. Uns jungen Menschen ist wichtig, dass bis zum Jahr 2030 der Kohleausstieg festgeschrieben wird, weil es um unsere Zukunft geht. „Lasst die Kirche im Dorf und Keyenberg dort, wo es seit Jahrhunderten steht“, singt Liedermacher Gerd Schinkel. Er trägt selbst geschriebene und komponierte Braunkohle-Widerstandslieder vor, so auch den aktuellen Song über den „Keyenberger Dom an der Niers“, woraus die zitierte Zeile stammt. Nach einer Führung durch den Ort geht es vorbei an den angrenzenden Wiesen im Gänseschritt in das Keyenberger Wäldchen. „Hier stehen wir unter 300 Jahre alten Rotbuchen“, ist Michael Zobel begeistert und fügt hinzu:. „Wir haben im Rheinland nicht viele dieser Schätze.“ Ein Wald, der sich über Hunderte von Jahren entwickelt habe, sei durch Neupflanzungen nicht zu ersetzen, so Waldführer Zobel.

(Report Anzeigenblatt)