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Schauzeit hinterlässt Spuren

Schauzeit hinterlässt Spuren

Das ein oder andere leere Ladenlokal in Rheydt hat nach der Aktion Schauzeit 2017 eine neue Bestimmung gefunden. Das Quartiersbüro sieht sich als Mittler zwischen potenziellen Mietern und Hausbesitzern.

Es ist nicht zu leugnen: Die obere Hauptstraße bietet ein tristes Bild. Zwischen leeren Ladenlokalen behaupten sich standhaft ein paar Top-Mieter, wie das Café Heinemann, das Küchenfachgeschäft Kochshop und ein paar Boutiquen. Das Quartiersbüro – ebenfalls in einem ehemaligen Leerstand in der Passage am Ring untergebracht – versucht seit einiger Zeit mit Hartnäckigkeit und ideenreichen Aktionen zwischen potenziellen Mietern und Hausbesitzern zu vermitteln, die zum Teil Rheydt kaum kennen, weil sie nicht hier ansässig sind.

 Lichtdurchflutete Arbeitsräume für das Institut 07 Design-Ingenieur der Hochschule Niederrhein: Mit ein bisschen Aufwand, Fantasie und ganz wenig Geld veränderten die Studenten Jonas Stracke und Janic Morloh die Räume der ehemaligen Modeboutique (Foto links) an der Hauptstraße 59.
Lichtdurchflutete Arbeitsräume für das Institut 07 Design-Ingenieur der Hochschule Niederrhein: Mit ein bisschen Aufwand, Fantasie und ganz wenig Geld veränderten die Studenten Jonas Stracke und Janic Morloh die Räume der ehemaligen Modeboutique (Foto links) an der Hauptstraße 59.

„Einige Eigentümer haben versäumt, sich an die aktuellen Strukturen anzupassen“, sagt Birte Jürgens vom Quartiersmanagement. Man könnte auch einfach sagen, die Ladenlokale sind zu teuer, weil manch einer nicht gemerkt hat, dass die Rheydter City nicht mehr so gefragt ist, wie vor 50 Jahren. Nur eines von vielen Problemen, die zum Leerstand führen. Ein anderes sind die Umstände, die es macht, wenn man ein Ladenlokal für Zwecke nutzen möchte, die über den bloßen Verkauf hinaus gehen. „Da melden sich dann die Ämter an. Das ist in jeder Stadt so“, weiß Jürgens.

Die Schauzeit war 2015 zum ersten Mal der gelungene Versuch, für vier Wochen den Leerstand mit Pop-up-Läden, Galerien und anderen Ideen zu füllen. Ausgedacht hat sich das Jürgens’ Kollegin Barbara Schwinges. Zwei Drittel der Ladenlokale der Schauzeit 2015 haben dauerhafte Mieter behalten und auch 2017 ist zur Erfolgsgeschichte geworden. 34 Künstler, Initiativen und Start ups haben in diesem Jahr vom 2. bis 30. September elf verwaisten Ladenlokalen in Rheydt neues Leben eingehaucht.

Die ersten drei Erfolgsgeschichten sind daraus bereits entstanden. So haben sich an der Marktstraße 14 die drei Firmen Lille & Sis, Lotus Collection und Try zu 3RY zusammen getan. Sie bieten seit dem 14. Oktober unter „Wohnstücke, Kunststücke und Kleidungsstücke“ Produkte an, die nachhaltig und fair hergestellt wurden oder bereits ein anderes Leben hinter sich haben und nun in neuem Glanz erstrahlen.

Ein Provisorium ist das Lädchen in der Passage am Ring, in dem die Strickdamen der Initiative Strickmäuse in der Vorweihnachtszeit Handgestricktes zugunsten des Kinderschutzbundes verkaufen. Die Kreisbau stellt den Strickmäusen das Ladenlokal kostenlos zur Verfügung.

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Und last but not least hat das Ladenlokal Hauptstraße 59 eine Zwischennutzung gefunden. Das Institut 07 der Hochschule Niederrhein – Design Ingenieur – hat hier mit Hilfe des Fördervereins der Hochschule und Dekan Dr. Rudolf Voller eine kleine Außenstelle mit dem Titel „Textil im Exil“ eingerichtet. Vorerst bis März treffen sich hier Studierende des kleinsten Instituts der Hochschule zur Projektvorbereitung, Besprechungen und Semesterarbeiten. Die Studenten Jonas Stracke und Janic Morloh haben hier in nur einer Woche und mit nur 130 Euro Kapital, Leihmöbeln der Hochschule und Kreativität aus einer ehemaligen Modeboutique helle wohnliche Arbeitsräume geschaffen. „Vielleicht können wir hier auch mal was ausstellen und Rheydter Bürger herein locken“, sagt Jonas Stracke. „Es ist toll, dass wir hier unser Equipment wie zum Beispiel Stoffmuster lagern können“, sagt Studentin Katrin Wagner, die mit Kommilitonen zur Zeit an einer textilen Materialbibliothek arbeitet. Auch drei Web-stühle sind bereits aufgestellt. Das kleine Institut habe in der Hochschule wenig eigenen Raum.

(Report Anzeigenblatt)