Sie werden keine Suppenwürfel

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Etwas über ei

n Jahr – das ist die Lebenserwartung der meisten Legehennen in Deutschland. Geben sie nicht mehr genug Eier, sind sie nicht mehr „nutzvoll“ und gehen zum Schlachter. Der Verein „Rettet das Huhn e.V.“ rettet die Hühner vor dem sicheren Tod, um ihnen ein liebevolles neues Zuhause zu geben.

Fotos: Rettet das Huhn e.V.
Fotos: Rettet das Huhn e.V.

Mönchengladbach.

Muskat und Locke stehen schon freudig gackernd hinter dem Tor ihres großen Auslaufs, als Hühner-Ziehmutter Kirsten Hilgers kommt. Die beiden Hühner schmiegen sich an sie und prüfen direkt mal, ob sich in der Hosentasche etwas Essbares befindet. Dass die zwei so ein sorgenfreies und artgerechtes Leben haben, verdanken sie der Organisation „Rettet das Huhn“, denn als Legehennen geboren, mussten sie nach monatelangem „Dauer-Eier-legen“ vor dem sicheren Tod gerettet werden.

45 Millionen solcher Legehennen gibt es in Deutschland. Nach circa 18 Monaten legen sie weniger Eier und sind somit „Abfall“ für die Legeindustrie. Dann werden sie zum Schlachter, teilweise bis nach Polen, verfrachtet um im besten Fall als Brühwürfel zu enden.

Durch die oftmals schlechte Haltung auf viel zu engem Raum mit Gitterböden und wenig bis gar keinem Auslauf, entwickeln die Tiere Fehlverhalten, bekommen die Schnäbel, eines ihrer empfindlichsten Körperteile, kupiert und haben kaum noch Gefieder. Selbst in Biobetrieben läuft es nicht immer richtig. „Eine Faustregel ist, dass man das Huhn immer sehen muss, um sicher zu sein, dass es gut gehalten wird“, so Kirsten Hilgers.

Damit dieses kurze und nicht gerade schöne Leben nicht alles gewesen ist, übernimmt „Rettet das Huhn“ einmal im Jahr den gesamten Hühnerbestand aus kooperierenden Betrieben. Sie vermitteln die Hühner an liebevolle Privatpersonen weiter und kümmern sich um die tierärztliche Versorgung. So können die Hühner noch glückliche zwei bis drei Jahre auf dieser Welt verbringen.

Das nächste Projekt ist ein großer Betrieb mit insgesamt 4 500 Hühnern, doch um diese im Dezember zu retten, fehlen noch Tausende Pflegestellen. Nur wenn alle Hühner übernommen werden, übergibt der Betreiber die Tiere an „Rettet das Huhn“. „Es reicht der kleinste Garten. Das Gehege muss marder-, fuchs- und habichtsicher sein, im Winter warm isoliert und pro Huhn sollte es einen Auslauf von zehn Quadratmetern geben“, so Hilgers. Jeder Interessierte kann bis zu 25 „Pflegis“ bei sich aufnehmen, mindestens zwei müssen es aber sein, da Hühner sehr soziale Tiere sind und einen Partner brauchen.

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„Es ist wundervoll zu beobachten, wenn eines dieser Hühner das erste Mal richtigen Boden unter den Füßen hat, sich ein Nest baut oder den Himmel und die Natur sieht“, erzählt Hilgers gerührt.

Auch nach der Übernahme ist der Verein für die neuen Hühnerhalter da. Sie bekommen zum Beispiel Beratung bei der Gehegegestaltung, bei Futterfragen und der medizinischen Versorgung, die bei vielen nach der monatelangen Tortur leider nötig ist.

Auch wer kein Huhn bei sich aufnehmen will, kann etwas tun. „Es reicht schon aus, das Thema im Bekanntenkreis publik zu machen, ein wenig die Augen zu öffnen, seine Eier dort zu kaufen, wo einem glückliche Hühner entgegenflattern und vielleicht ein Ei weniger zu essen“, erklärt Hilgers.

Hühner sind sehr genügsame Tiere. Ein Gehege mit viel Auslauf und einem sicheren Schlafplatz, genügend Futter und vielleicht ein bisschen Zuneigung der neuen Besitzer reichen. Das sind kaum mehr als dreißig Minuten Aufwand am Tag, die aber etwas Großes bewirken.

(Report Anzeigenblatt)