So gut sah Kong noch nie aus

So gut sah Kong noch nie aus

„Kong: Skull Island“ haucht dem Mythos King Kong neues Leben ein ohne den Riesenaffen nach New York zu verfrachten oder ihm eine Liebesgeschichte mit der weißen Frau anzudichten.

Im von Antikriegsdemos geprägten Washington des Jahres 1973 erbitten Bill Randa (John Goodman, „The Monuments Men“, „Roseanne“) und der Wissenschaftler Houston Brooks (Corey Hawkins, „24: Legacy“, „Straight Outta Compton“) finanzielle Unterstützung für eine – wie sie behaupten – geologische Expedition zur mysteriösen Insel „Skull Island“ im Südpazifik. Gemeinsam mit Fährtensucher James Conrad (Tom Hiddleston, „Avengers“, „The Night Manager), Fotografin Mason Weaver (Brie Larson, „Room“) und einem Soldatentrupp angeführt von Preston Packard (Samuel L. Jackson, „Pulp Fiction“, „Avengers“) macht sich die Gruppe auf die Reise. Doch nachdem sie die fast undurchdringliche Sturmfront rund um die Insel überlebt haben, droht sofort noch viel größeres Ungemach. Die Truppe sieht sich Kong und anderen gemeingefährlichen und riesengroßen „Viechern“ gegenüber und so wandelt sich die ursprüngliche Forschungsmission schnell in einen nackten Kampf ums Überleben.

Die Grundstory von „Kong: Skull Island“ ist beileibe nicht neu und wer hier nach tiefgründigen Lehren fürs Leben oder komplexer Geschichte sucht, ist gänzlich falsch. Das, was „Kong: Skull Island“ verdammt gut kann, ist mit seiner Optik zu beeindrucken – und damit meine ich nicht Tom Hiddlestons strahlendblaue Augen oder seinen für seine erste echte Actionheldrolle gestählten Körper. Gemeint ist die Kameraführung, die den Blick des Zuschauers clever von den menschlichen Protagonisten auf die riesigen Monster lenkt, die Helikoptersequenzen, die mit ihrer Zeitlupenoptik und den kräftigen Farben an Kriegsfilme der 70er Jahre erinnern und die extrem gut gelungenen Special Effects. Und auch die Story ist nicht einmal zu vorhersehbar: Klischee-Heldenmomente werden ihres Kitsches beraubt und Figuren, denen das Überleben schon sicher schien, segnen dann doch das Zeitliche.

Nach langer Zeit ist „Kong: Skull Island“ wieder ein richtig guter Monsterfilm. Bei den Kampfsequenzen und der fast schon ans Selbstverständliche grenzenden Art, wie mit Leben und Tod der Expeditions-Crew umgegangen wird, bleibt einem ein ums andere Mal der Mund offen stehen.

Hiddleston ist hier weit entfernt von geschliffenen Dialogen einer Shakespeare-Reihe wie „Hollow Crown“ oder komplexen Storys wie in „The Night Manager“. In „Kong: Skull Island“ kann er beweisen, dass er auch „Actionheld kann“. Gelacht wird übrigens auch – nein, es werden nicht nur Soldaten zwischen den Kongschen Riesenpranken zermalmt – vor allem wenn John C. Reillys („Chicago“, „Wreck it Ralph“) Hank Marlow auf der Bildfläche erscheint oder die zwei nicht ganz so hellen Soldaten im Trupp einander piesacken.

Das Gesamtpaket aus beeindruckenden Effekten, einem tollen Look, Lachern und dem 70s-Rock-Soundtrack lässt die Schwächen der Story, kleinere Handlungslücken und schlichte Fehler (machen Sie sich einen Spaß daraus, die Helikopter auf dem Flugzeugträger zu zählen) vielleicht nicht vergessen, man kann sie aber recht problemlos übersehen. „Kong: Skull Island“ ist Popcorn-Kino im besten Sinne. Und noch ein kleiner Tipp: bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben.

(StadtSpiegel)