Spenderblut ist rares Gut

Spenderblut ist rares Gut

Tage nach der Geburt kommt es bei einer Mutter mitten in der Nacht zu Komplikationen: Die Gebärmutter zieht sich nicht mehr zusammen, die Frau droht zu verbluten. Auch mit viel Glück können die Ärzte im Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt das Schlimmste verhindern, denn: um ein Haar hätte es für die Patientin nicht genügend Blutkonserven gegeben.

Zeit für einen Weckruf, finden Mediziner und DRK.

„Wir hatten nur vier Blutkonserven mit der Blutgruppe 0 negativ vorrätig“, schildert Dr. Harald Lehnen, ärztlicher Direktor des Krankenhauses, den Engpass, mit dem er und sein Kollege Dr. Tim Lange sich in der betreffenden Nacht konfrontiert sahen. Letztlich schafften es die beiden Ärzte zwar, die Frau zu retten. Doch dies gelang nur, weil zwei weitere Konserven mit der entsprechenden Blutgruppe noch in derselben Nacht von einer weiter entfernten Klinik in großer Eile ins Rheydter Krankenhaus gebracht wurden. Alle Versuche, das Blut anderweitig zu beschaffen, waren zuvor gescheitert. Dank der sechs Konserven überlebte die Frau – um Haaresbreite.

„Dieser Vorfall hat uns einmal mehr gezeigt, dass es an der Zeit ist, die Menschen wachzurütteln und sie aus ihrer Komfortzone herauszuholen“, sagt Lehnen. Es sei eben nicht selbstverständlich, dass immer genug Konserven vorhanden sind, auch wenn viele das vielleicht denken. Und gerade in der anstehenden Ferienzeit, wenn es auch wieder vermehrt Unfälle geben wird, sei der Bedarf an Spenderblut hoch – allerdings scheint die Motivation zum Spenden gerade in der warmen Urlaubszeit gering.

Das bestätigt auch Stephan Küpper, Pressesprecher beim DRK-Blutspendedienst West. „Am Tag des letzten Spiels der deutschen Elf bei der Fußball-WM hatten wir zum Beispiel eine Unterdeckung von 30 Prozent, das heißt wir hatten gut ein Drittel weniger Spenderblut als benötigt.“ Solche Tage seien zwar nicht die Regel. Das Blut fehle aber, zumal die Menschen ja auch an den Tagen danach nicht plötzlich in größerer Zahl zum Blutspenden gehen würden. Küpper: „Wir haben den Anspruch, über vier Tage hinweg Konserven vorrätig zu haben, kommen aber derzeit nur auf 2,5 Tage – das ist eindeutig zu wenig.“

(StadtSpiegel)