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Spiel der Gegensätze

Spiel der Gegensätze

Auf der einen Seite Euphorie, Selbstverständnis und Selbstvertrauen - auf der anderen Verunsicherung, Angst und eine gewisse Ratlosigkeit. Vor dem Hinspiel der Europa League zwischen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 könnten die Gefühlslagen kaum unterschiedlicher sein - nicht zuletzt nach dem Spiel am Samstag.

Es hatte schon Symbolcharakter: Während die Borussen im strömenden Gladbacher Regen feierten, als würden sie das Nass von oben gar nicht bemerken, schlichen die Schalker wie begossene Pudel vom Platz, die Schultern hängend, als ob das durchnässte Trikot viel zu schwer sei. Es war nur der Auftakt in die Schalke-Trilogie - ein Auftakt, der aber ein Fingerzeig war. Hatte man nach der Auslosung noch von einem Spiel auf Augenhöhe gesprochen, scheint jetzt die Borussia als klarer Favorit in das Duell zu gehen. „Der Sieg war gut für den Kopf“, sagte Fabian Johnson, zweifacher Torschütze und frischgebackener Vater, nach dem Spiel. Ebendiesen Kopf haben die Borussen frei, gehen mit einem neuen Selbstvertrauen an die Aufgaben heran - ohne dabei aber den Kopf zu verlieren. Bestes Beispiel dafür war eben Johnson. Dieter Hecking hatte ihn in die Startelf beordert, mit der klaren Marschroute, offensiver zu spielen und mehr Zug zum Tor zu entwickeln. Und Johnson befolgte die Ratschläge, fast schon besser, als man es sich erhoffen durfte. Denn nicht nur bei seinen beiden Toren war er im Strafraum präsent, kurz vor der Pause setzte er aus sieben Metern einen weiteren Ball knapp über das Tor, machte ständig Druck nach vorne. Ganz nebenbei erfüllten er, aber auch Oscar Wendt und Raffael, einen anderen Wunsch des Trainers: Lars Stindl zu entlasten, der in den vergangenen Wochen fast im Alleingang für die Tore bei der Borussia zuständig war.

 Fotos: Getty Images
Fotos: Getty Images

Stindl konnte es sich erlauben, die ein oder andere Großchancen liegen zu lassen - oder sich die Treffer vielleicht sogar für den Europa Pokal aufzuheben. Denn, trotz der überzeugenden Vorstellung vom Samstag, wird es alles andere als ein Spaziergang in den kommenden beiden Spielen gegen die Knappen - auch wenn die Stimmung im Vergleich beider Vereine nicht unterschiedlicher sein könnte. Zwar ist man in Gelsenkirchen bemüht, die Niederlage vom Wochenende nicht zu hoch zu hängen und flüchtet sich in Floskeln („Der Trend spricht zwar für den Gegner, aber es geht bei 0:0 los.“ Weinzierl), doch sieht die Realität anders aus. Schalke muss neben der Europa League auch in der Liga unbedingt punkten, um nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel hinein zu rutschen. Allerdings weiß man auf Schalke auch, dass die Europa League unter Umständen die letzte Chance ist, um doch noch auch in der kommenden Saison international zu spielen. Denn sollte Schalke da weiter machen, wo man am Samstag aufgehört hat, sind die Rollen klar verteilt - und die Borussia könnte schon in Gelsenkirchen eine wichtigen Grundstein für das Viertelfinale legen.

(StadtSpiegel)