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Steine gegen das Vergessen

Steine gegen das Vergessen

Künstler Gunter Demnig hat in Mönchengladbachs Gehwegen neue Stolpersteine verlegt, die die Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit lebendig halten. Hinter jedem Stein steht die Geschichte eines Menschen.

Zunächst wurden Steine auf der Werner-Gilles-Straße 2 verlegt. Dort in Rheydt, in unmittelbarer Nähe der Synagoge, wohnte mehr als zwei Jahrzehnte lang die Familie von Max Heymann, Lehrer an der jüdischen Volksschule. Er wurde am 15. Januar 1887 in Aldenhoven im Kreis Jülich geboren. Am 17. März 1922 heiratete er die aus Detmold stammende Anna Buchholz, die im Weißwarengeschäft ihrer Tanten als Verkäuferin arbeitete. Sie kam am 1. November 1895 zur Welt. Im selben Jahr wurde Heymann Mitglied der Walter-Rathenau-Loge, einer jüdischen Freimaurerloge, der unter anderen der Rheydter Rechtsanwalt Josef Joseph angehörte. Das Ehepaar Heymann hatte zwei Kinder, den am 30. Juni 1923 in Rheydt geborenen Walter und die am 26. November 1925 geborene Edith.

Als Lehrer legte er besonderen Wert auf die Disziplin seiner Schüler. Seine Gesetztestreue ging so weit, dass er sogar die gegen die Juden erlassenen Gesetze strikt befolgte. So achtete er darauf, dass seine Schüler vorschriftsmäßig den Davidstern auf der Kleidung trugen. Nach der Zusammenlegung der jüdischen Volksschulen Mönchengladbach und Rheydt übernahm Heyman die Leitung dieser Schule. Was folgte, war ein Drama besonderer Art.

Zu Zeiten, als eine Emigration noch möglich gewesen wäre, hatte er es stets abgelehnt, für sich und seine Familie Visa für ein anderes Land anzunehmen. Als die Deportationen eingesetzt hatten und bekannt wurde, dass am 21. April 1942 von Düsseldorf aus ein Transport nach Izbica abgehen sollte, erschien Max Heymann am 20. April vor der Gestapo und erklärte, mit seiner Frau Anna an dem Transport freiwillig teilnehmen zu wollen. Ein eindrucksvolles Zeichen seiner Solidarität mit den verfolgten Juden und zugleich der starken Verbundenheit mit seinem Land. Ob ihm bewusst war, dass er sich und seine Familie damit dem fast sicheren Tod preisgab, diese Frage muss offen bleiben.

Tatsächlich wurden Max und Anna Heymann sowie die beiden Kinder am 21. April 1942 über Düsseldorf nach Izbica im südöstlichen Teil Polens deportiert. Über das weitere Schicksal der Familie ist nichts bekannt. Das Amtsgericht Rheydt erklärte Max Heymann 1959 für tot, der Todeszeitpunkt wurde auf das Jahr 1942 festgesetzt.

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Auf den Steinen an der Parkstraße stehen die Namen der Opfer Max, Irma und Isaac Kurt sowie von Hedwig Reinemann. Bei dieser Verlegung waren an diesem Tag auch Familienmitglieder aus den USA in Mönchengladbach mit dabei. Der Enkel von Hedwig Reinemann, Ralph Falkenstein, war sichtlich gerührt von der Form des Gedenkens an seine Familie.

Bürgermeister Ulrich Elsen hob hervor, dass die Verlegung der Stolpersteine eine besondere Bedeutung habe, da Menschen ihre Namen wieder gegeben würden: „Unter der Nazi-Herrschaft hat man diesen Menschen ihre Namen genommen, sie versucht zu Nummern zu machen ohne eigne Identität und Bedeutung. Dieses schreiende Unrecht können wir nicht ungeschehen machen, aber es ist ein wichtiges Zeichen, dass hier nun wieder ihre Namen stehen.“

(Report Anzeigenblatt)