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Dülken: Streit um den Gestank

Dülken : Streit um den Gestank

Die Viersener Ortsgruppe des BUND schlägt Alarm. Im Fokus der Kritik der Umweltschützer ist die Geruchsbelästigung für die Anwohner in Dülken im Bereich zwischen Boisheimer Straße und Nette.

Den Dülkenern stinkt es - und zwar gewaltig, vor allem zwischen unterer Nette und der Boisheimer Straße. Das mag beim ersten Betrachten vielleicht gar nicht mal verwunderlich sein, wird das Gebiet doch vor allem landwirtschaftlich genutzt.

Besonders die intensive Tierhaltung schlägt hier ins Gewicht: Bereits jetzt gibt es mehrere Landwirtschaftsbetriebe, in denen mehrere hundert Rinder und noch mehr Schweine und Ferkel gehalten werden. Und all das produziert eben nicht nur Fleisch, sondern auch Gestank. "Und zwar deutlich stärker als erlaubt", beschwert sich Dr. Inge Weuthen. Sie lebt genau im Einzugsbereich der Landwirtschaftsbetriebe und kann den Eindruck, dass es hier über alle Maße stinkt, mit Zahlen belegen. So hat sie gemeinsam mit dem BUND ein Geruchsgutachten bei Knut Haverkamp in Auftrag gegeben.

Der unabhängige Sachverständige für Immissionsschutz sagt: "In einem Dorfgebiet darf die Geruchsbelästigung den Wert von 15 Prozent Jahresgeruchsstunden nicht überschreiten. In Außenbereichen liegt der Schwellenwert bei 20 Prozent. Hier im Untersuchungsgebiet liegen wir punktuell aber deutlich über 50 Prozent."

Das bedeutet: von 8.760 Stunden, die ein Kalenderjahr hat, stinkt es im Untersuchungsgebiet laut Gutachten von Knut Haverkamp mehr als 4.380 Stunden. Und das stört nicht nur die Anwohner, das könnte auch gesundheitliche Folgen haben: "Indirekt kann der Gestank zu einer erhöhten Stressbelastung der Anwohner führen", sagt der Experte.

Der eigentliche "Hammer" an der Geschichte käme aber erst noch, teilt die Ortsgruppe des BUND Viersen mit. Denn nicht nur Haverkamp hat ein Gutachten erstellt, sondern auch die Landwirtschaftskammer - und hier sind die Werte in Ordnung. Welches also stimmt nun? Der BUND erhebt schwere Vorwürfe: "In dem Gutachten der Kammer sind nur fünf landwirtschaftliche Betriebe als Geruchsverursacher aufgeführt. Ein großer Bauernhof mit rund 130 Rindern taucht hier ebenso wenig auf wie die Kläranlage."

Und eben die ist laut Haverkamp nicht nur ein kleines Rädchen im System, sondern sogar der größte Geruchs-emittent. "Das bedeutet, dass das Gutachten der Landwirtschaftskammer unvollständig ist", sagt Almut Grytzmann-Meister vom BUND. Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer bestätigt auf Stadt Spiegel-Anfrage, dass in dem Gutachten die Kläranlage nicht auftaucht und begründet das wie folgt: "Die Kläranlage ist nicht im Gutachten, weil sie außerhalb des zu begutachteten Gebietes liegt. Denn die Kläranlage darf gar nicht stinken, deshalb ist sie auch nicht erfasst worden."

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Und was sagt der Betreiber der Kläranlage, der Niesverband, zu der Angelegenheit? Ulrich Otto, Abteilungsleiter für den Bereich Abwasser beim Niersverband, erklärt: "Auch der Niersverband hat inzwischen beim TÜV-Nord ein Geruchsgutachten in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse bestätigen, dass für einzelne Anwohner in Nachbarschaft der Kläranlage eine erhöhte Geruchsbelästigung besteht. Sobald das Gutachten vollständig vorliegt, werden wir auf die Anwohner zugehen und auch Maßnahmen an der Kläranlage einleiten." So könne zum Beispiel ein neuartiger Filter die Gerüche biologisch abbauen.

Auch der bereits im Bau befindliche Stall für 2.200 Schweine, der laut BUND das Geruchsproblem noch verstärken könnte, erhalte laut des betreffenden Bauern ein modernes Abluft-Filtersystem, wodurch die Geruchsemissionen eingedämmt werden sollen.