1. Städte

Streu’ Glitzer auf Zitronen

Streu’ Glitzer auf Zitronen

Silvia Springorum liebt ihr Viertel mit seinen Menschen und Geschichten. Über "Kram, der zu Kunst wird" und den inneren Imperativ plaudert sie beim Atelierbesuch.

Ein Deko-Käfig, darin eine Glühbirne, umflattert von bunten Piepmätzen, baumelt von der Decke in der Küchenecke: Ein Hingucker, wie ihn alle schätzen, die gern hübsche Requisite zu Hause haben. Silvia Springorum lächelt: "Ich hab' einen Blick für Kram. Alles ist Kunst, alles Objekt." Wen wundert es also, dass die Atelierräume — mitten in Rheydt, ruhig in einer Seitenstraße gelegen — genau das Flair verströmen, das der Besucher erwartet: An den Wänden Gerahmtes in Hülle und Fülle, manches Bild nicht größer als ein Taschenbuch; Leinwände in Bearbeitung oder fertig, viele in imposanter Größe, wie die aktuell entstehenden "Duftgeranien und Petunien"; überall Erinnerungsstücke und liebenswerter Nippes, die den Räumen die persönliche wie geschmackvoll-weibliche Note verleihen.

Silvia Springorum liebt ihr Atelier im Altbau-Erdgeschoss. "Ich bin wahnsinnig gern hier. Das Viertel hat was. Man sieht den Bus vorbeifahren, die Leute gucken rein. Ich arbeite manchmal bei geöffnetem Fenster, dann gibt es den einen oder anderen Plausch", erzählt die Künstlerin mit der blonden Kurzhaarfrisur und dem warmherzigen Lächeln. "Die Ecke hier ist inspirierend und hat Charme", beschreibt sie die Gegend von Rheydt, in die es sie "der Liebe wegen" vor fünf Jahren gezogen hat. "Gladbach ist überhaupt toll", lobt die gebürtige Niedersächsin "spannende Gegensätze und aufgeschlossene Menschen. Und es ist grün. Natur ist mir sehr wichtig." Auf der Feldstaffelei malt sie rund um Schloss Rheydt.

Augenzwinkerndes entdeckt der Besucher in allen Ecken des Ateliers, wie die drei Mini-Buddha-Figuren, die auf der Kante eines Gemäldes thronen dürfen — schließlich sind sie auch, zwischen naturecht-saftigen Erdbeeren, im Bild verewigt. Darüber die Fassade des Lieblings-Italieners in Siena: "Eines der Werke aus der Phase, in der ich täglich ein kleines Bild 'rausgelassen' habe", erklärt die Malerin die kleinformatigen Gemälde überall im Atelier: "Die Motive ergaben sich oft im Vorbeigehen", sagt sie und beschreibt so einen wichtigen Aspekt ihres Schaffens: "Der Alltag führt zur Kunst."

Bin ich Künstlerin oder nicht — die Frage hat sich Silvia Springorum nie gestellt: "Künstlerin zu sein gehörte zu meinem Selbstverständnis stets dazu." In ihrem Beruf als Lehrerin an einer Gesamtschule empfindet sie es als "wunderbar, jungen Menschen über die Kunst etwas für ihre Persönlichkeit mitzugeben".

Sich über ihre Kunst mitteilen, ihre Gefühle äußern zu können: Für die sympathische Künstlerin ein Geschenk. "Und aus Geschenken soll man was machen." Silvia Springorum serviert selbst gemachte ('...und stevia-gesüßte!') Limonade in nostalgischer Karaffe. "Kennt man ja, den Spruch mit den Zitronen." Und setzt der Postkartenweisheit noch einen obenauf: "Wenn dir das Leben Zitronen schenkt, streu' Glitzer drauf."

  • Das Team des Rettungsdienstes aus Heinsberg
    „Teddybären-Sprechstunde“ mit der Naturpark-Kita „Wildwiese“ in Merbeck : Keine Angst vor einem Notruf
  • Seit sieben Jahren trainiert das Team
    Team Legit qualifiziert für WM in den USA : „Da drüber gibt’s nichts mehr“
  • Freuen sich auf das erste Fest
    Das erste Fest in Alt-Willich : Am Wochenende zum anderen Markt

Wer das Schaffen der Künstlerin mitverfolgen möchte, kann ihrem Blog unter www.springorum.eu folgen: "Da kann ich meine Experimentierfreude zusätzlich austoben. Und es haben sich schon tolle, manchmal verrückte Geschichten ergeben." Ein Buchprojekt ist außerdem auf dem Weg.

(StadtSpiegel)