Interview mit Christoph Lange, Vorsitzender des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“: Taschenspielertrick des Flughafens

Interview mit Christoph Lange, Vorsitzender des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“ : Taschenspielertrick des Flughafens

Der Flughafen muss sein „Genehmigungsverfahren“ überarbeiten. Der Antrag auf „Planfeststellung mit einer Änderung der Betriebsgenehmigung“ wurde vom Verkehrsministerium so nicht genehmigt.

Der Flughafen muss zurückrudern. Der Antrag zur Änderung der Betriebsgenehmigung wurde nicht zugelassen. Was einer Absage gleich kommt, verkauft der Flughafen, laut Verein Bürger gegen Fluglärm, als ein Entgegenkommen des Flughafens auf die Bürger Meerbuschs und anderer betroffener Gemeinden und Städte. „Eigentlich ein geschickter Schachzug des Flughafens Düsseldorf: Wenn etwas nicht durchsetzbar ist, verkauft man es gesichtswahrend als Zugeständnis und nachbarschaftliches Entgegenkommen“, sagt Christoph Lange, Vorsitzender des Vereins „Bürger gegen Fluglärm“. Sein Fazit: Durch die angestrebten Änderungen würde nichts flexibler als es jetzt schon sei. Der Flughafen mache Rekorde bei Passagieren und Gewinnen, die aber in den fiktiven „Berechnungen“ der Lärmschutzzonen nicht zu finden seien. Ernst gemeintes Entgegenkommen sieht laut dem Vereinsvorsitzenden anders aus! Wir sprachen mit Christoph Lange.

Das vermeintliche Entgegenkommen ist in unseren Augen ein Taschenspielertrick, man fordere das Dreifache des Möglichen und wirklich Gewünschten, um sich dann feiern zu lassen, wenn man angeblich freiwillig wegstreicht, was sowieso nicht hätte genehmigt werden können und dürfen.

Weil selbst der Rechtsanwalt des Ministeriums die jetzt gültige Lösung von 50 Prozent anzumeldenden Zweibahnstunden für die „äußerste Grenze dessen, was die Auslegung des Begriffs „Zeiten des Spitzenverkehrs“ aus dem Angerlandvergleich hergibt“ hält, und dies wohlgemerkt pro Tag und nicht – wie die Behörde dem Flughafen in 2005 schon entgegenkam – pro Woche. Offenbar hat man auch Angst, dass vom OVG überprüft wird, wie ein Anwachsen der Flüge von 71.000 auf fast das Doppelte ohne jedes Planfeststellungsverfahren und summarische Umweltverträglichkeitsprüfungen möglich war?

Dann hätten die Gerichte dies todsicher einkassiert. Das wissen auch die Fachleute im Ministerium, deshalb haben sie den Flughafen ja auch so beraten, wie Flughafen-Chef Schnalke selbst zugibt und jetzt als „Entgegenkommen“ verkauft. Der Gipfel sind die Zahlen: er redet von derzeit 360 Flügen pro Tag, teilen Sie das mal durch 16 Stunden. Erlaubt sind im Moment im Schnitt 45 pro Stunde, mal 16 Stunden sind 720 Flüge pro Tag, also das Doppelte. Und möglich sollen dann fast 1000 pro Tag sein?

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Der Flughafen muss zu aller Erst erkennen, dass er an diesem Standort nicht mehr wachsen kann, alles andere ist Augenwischerei und rausgeschmissenes Geld. Und er muss von sich aus Verschärfungen der Nachtflugbestimmungen beantragen, um die untragbare Situation der nur angeblich „ausnahmsweisen“ Verspätungen endlich in den Griff zu bekommen. Die Behörde tut hier, trotz mehrfacher Beschlüsse der Fluglärmkommission, nichts. Und sie erkennt nicht, dass sie dem Fughafen damit mehr schadet als nutzt. Nutzen würde es allen Flughafen-Anrainern, weil morgens nicht starten kann, was nachts nicht landen durfte.

Geschäftsführer Thomas Schnalke sagt selbst, dass die Drehkreuz-Zubringerflüge in den Spitzenstunden von 7 bis 8 und von 17 bis 20 Uhr stattfinden. Diese Stunden sind bereits heute die Stunden, in denen beide Bahnen benutzt werden dürfen, also werden die Verspätungen bei dann geplanten 60 Starts und Landungen - statt jetzt 45 - nicht weniger werden, sondern explodieren. Und mit Nachtflügen haben die Drehkreuz-Flüge nun überhaupt nichts zu tun, das zeigt doch nur wieder, wie wenig man auf die wirklichen Sorgen der Anwohner eingeht. Verschärfungen der Nachtflugbestimmungen, die laxer sind als in Frankfurt, haben keinerlei Auswirkungen, außer, dass die Airlines zum Wohle aller realistischer planen müssen.

Ja, dem Image und auch den Gewinnen, weil den überschaubaren Einnahmen aus den Nachtflügen die Millionen für den Nachtschallschutz, die man dann einsparen könnte, gegenüberstehen. Also warum nicht Nachtruhe von 22 bis 6, am Wochenende bis 7 Uhr? Weder Flughafen noch Airlines würden daran zugrunde gehen. Und bis heute hat niemand erklären können, warum nicht jeder Start nach 22 Uhr und jede Landung nach 23 Uhr von der Luftaufsicht genehmigt werden soll? Nur wer hier schummeln will, dem gefällt diese klare Regelung nicht. In Frankfurt muss jeder Flug zwischen 23 und 5 Uhr genehmigt werden, und dieser Flughafen ist sicher viel größer und wichtiger. Hinzukommt, dass die Fluglärmbelastung hier höher ist als am lautesten Messpunkt in Frankfurt. Umso wichtiger ist nach höchstrichterlicher Rechtsprechung eine durchgängige und dauerhafte Nachtruhe.

(Report Anzeigenblatt)