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Taubenzüchter am Boden

Taubenzüchter am Boden

Diebe haben Horst Wazinski (79) im Februar alle 420 Zuchttauben aus den Volieren an der Hardterbroicher Allee geraubt. Er war am Boden.

Ein Termin beim Taubenzüchter: So langweilig. So Old School. So ein Quatsch!

Sieben Monate nach seinem Niedergang erzählt Horst Wazinski von seinem Drama. „An dem Tag, als ich die aufgebrochenen Schlösser sah und wusste, dass etwas Schreckliches passiert war, habe ich geweint wie ein kleiner Junge.“ Zu diesem Zeitpunkt befand er sich auf dem Gipfel seiner Laufbahn.

Er hatte über Jahrzehnte Budapester Kurze gezüchtet, Pokale gewonnen, Auszeichnungen erhalten - in ganz Europa. Aber nun waren alle Weibchen weg, die ganze Linie. Er vermutet eine Auftrags-Tat. „Da werden richtige Bestellungen aufgegeben, meist aus dem arabischen Raum.“

Denn seine Tauben sind wertvoll: Krallen, Augenbrauen, der Schnabel, das Federkleid - eine Woche lang werden sie für die Ausstellungen vorbereitet. „Das sind Primadonnen auf dem Laufsteg.“ Plötzlich war alles vorbei. Horst Wazinski will und kann nicht aufgeben. „Die Taubenzucht ist eine Verpflichtung gegenüber meinen Vätern und Vorvätern.“

Er besorgte sich Weibchen und fing ganz von vorn an. Die Tradition soll leben - nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für die Gesellschaft. Dazu muss er auch noch gegen den Zeitgeist kämpfen. Er organisiert Kleintiermärkte, spendet der Jugend Pokale und macht mit Spendenaktionen für krebskranke Kinder auf seine Passion aufmerksam. „Aber das ist wohl eine Sache, die mehr oder weniger ausstirbt. Da meldet sich keiner.“

(StadtSpiegel)