Theaterehe hat Bestand

Theaterehe hat Bestand

Das gibt es in NRW in dieser Form sonst nicht: Das Gemeinschaftstheater Krefeld-Mönchengladbach hat bis ins Jahr 2025 Planungssicherheit. Beide Städte erhöhen ab 2020 ihren Zuschuss um 1,93 Millionen Euro und bringen damit das „Theater der Zukunft III“ auf den Weg.

„Es gab Zeiten, da hat man sich gegenseitig nicht über den Weg getraut.“ Mönchengladbachs Kulturdezernent Dr. Gert Fischer kann sich noch gut daran erinnern, wie schwierig vor Jahren die Diskussionen um die Finanzierung und damit den Erhalt des Gemeinschaftstheaters Krefeld-Mönchengladbach verliefen. Von fehlendem Vertrauen kann jetzt keine Rede mehr sein, dennoch waren die Verhandlungen zwischen den Städten Mönchengladbach und Krefeld sowie dem Theater alles andere als leicht. „Wir haben intensiv und sachlich beraten, aber immer mit dem gemeinsamen Ziel, die Zukunft des Theater zu sichern“, sagt auch Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer.

Rosig waren die Voraussetzungen nicht, mit denen die jeweiligen Parteien an den Verhandlungstisch traten. Die Stadt Mönchengladbach befindet sich im Stärkungspakt, Krefeld in der Haushaltssicherung. Und auch das Theater hatte in den vergangenen Jahren viele Abstriche gemacht, um die Theaterehe, die mittlerweile im 67 Jahre alt ist, aufrecht zu erhalten. „Wir haben einige Stellen nicht besetzt, bei anderen Stunden reduziert und den Mitarbeitern viel abverlangt“, weiß Generalintendant Michael Grosse. Entsprechend froh zeigten sich alle Beteiligten, nun zu einem Ergebnis gekommen zu sein, mit dem jede Seite gut leben kann.

1,93 Millionen Euro mehr erhält das Theater ab 2020 jährlich von beiden Städten – Mönchengladbach liegt ab 2020 somit bei 15,8 Millionen, Krefeld bei 15,1 Millionen. „Absolute Schmerzgrenze“, sagt Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, für Grosse ist es das Minimum, um als Dreispartentheater auch in Zukunft überleben zu können. Die zusätzlichen Einnahmen würden beim Theater nämlich nicht dazu verwendet, „goldene Wasserhähne oder teure Autos“ (Grosse) anzuschaffen, sondern dienten lediglich dazu, die rund 30 offenen Stellen neu zu besetzten und auf Tariferhöhungen reagieren zu können. So sollen ab 2020 auch wieder Ausbildungsstellen besetzt werden, um den Nachwuchs der Region an das Theater zu binden. Alleine die Altersstruktur würde in den kommenden Jahren zu einen personellen Wandel führen.

Mit dem nun vom Aufsichtsrat des Theaters abgesegneten Beschluss, der noch von den Räten beider Städte bestätigt werden muss, hat das Theater Planungssicherheit für die kommenden 7,5 Jahre – einmalig in NRW. Der Beschluss ist zudem die dritte Phase des Konzepts „Theater mit Zukunft“, das 2011 auf Grundlage eines Gutachtens der Unternehmensberatung Actori beschlossen wurde. Hätte es keine Einigung bis Mitte 2018 gegeben, wäre die älteste Theaterehe Deutschland geschieden worden. „Und das wollte keiner der Beteiligten“, sagte Frank Meyer abschließend.

(Report Anzeigenblatt)