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Tüten verhüten

Tüten verhüten

Viersener Einzelhändler sind begeistert von ihren Kunden. Seit dem Sommer wird immer öfter darauf geachtet, Plastiktüten nicht mehr oder nur gegen Geld abzugeben. Hubert Rettler von der Rathaus-Galerie freut sich: „Die Reaktionen sind positiv, ganz positiv.“ Günther Kamp vom Schuhhaus Kocken assistiert: „Durch die Bank finden das die Leute gut.“

Viersen

. Jeder von uns benutzt pro Jahr 71 Plastiktüten. Diese Müllmonster gelten als unkaputtbar, weil Mikro organismen sie nicht zersetzen können. Mit riesigen Folgen für Natur, Tier und unsere Lebensmittel. Also sollten wir im Weihnachtskaufrausch Tüten verhüten und Tasche oder Korb nehmen?

Geschäftsführer Helmut Ruth vom Werbering Viersen aktiv hat die Initiative in Viersen mit auf den Weg gebracht, auf freiwilliger Basis den Verbrauch drastisch zu senken, bevor ein Gesetz den Handel dazu zwingt. „In unserer Jahreshauptversammlung sind wir noch einmal darauf eingegangen und haben festgestellt: Wir unterschätzen unsere Kunden.“ Überall sind die Menschen dem Tüten-Verzicht gegenüber aufgeschlossen. Im Gegenteil. Sie machen sich keinen großen Kopf. Günther Kamp vom Schuhhaus Kocken weiß: „Käufer klemmen sich den Karton unter den Arm und gehen zum Auto.“ Natürlich kommen auch mal Kunden, die sagen, jetzt kauf’ ich drei Paar Schuhe bei euch und soll 20 Cent für ’ne Tüte zahlen? Aber das sind absolute Einzelfälle, selbst wenn in der Modebranche kostenpflichtige Tüten Neuland bedeuten. Das eingenommene Geld spendet Kamp dem Naturschutzbund Deutschland und wird es zusätzlich aufstocken. „Mit den Naturschützern haben wir auch die Plakate und das Informationsmaterial ausgesucht.“ Auch die Mitarbeiter wurden geschult. Günther Kamp wünscht sich, dass noch mehr Händler dabei sind. Er ist überzeugt: „Auch kleinere Geschäfte können mitmachen.“

Hubert Rettler von der Rathaus-Galerie gehört zu den Pionieren. „Am Anfang bekamen wir von den Kunden viel Lob, heute ist das fast schon Normalität.“ Er schätzt: 80 Prozent haben ihre eigenen Behältnisse dabei, 19 Prozent kaufen eine Papiertüte, ein Prozent Plastik. „Ich hatte sogar zuweilen den Eindruck, dass unsere Kunden weiter sind als wir. Der Kunde erzieht den Händler.“ Andererseits schlagen Kunden auch schon mal die Augen nieder, wenn sie bekennen müssen, ihren Einkaufsbeutel zu Hause vergessen zu haben, „da drückt dann das schlechte Gewissen.“

Schließlich ist noch ein weiter Weg zu gehen. Helmut Ruth ärgert sich über über Verpackungen, die wirklich nicht sein müssen, etwa beim USB-Stick, „die man kaum aufkriegt. Das finde ich ein bisschen unglücklich.“

Was halten Sie von Plastiktüten, was von der Initiative der Händler? Schreiben Sie uns oder rufen Sie an: leute@stadt-

spiegel-viersen.de, 02162/ 9339932

(StadtSpiegel)