Von Höcksken auf Stöcksken: Und in der Ferne rattern keine Züge mehr

Von Höcksken auf Stöcksken : Und in der Ferne rattern keine Züge mehr

Glücklich der, der unbeschwert Bahn fahren darf und kann. Im Moment jedenfalls. Hoffentlich sind Sie nicht angewiesen auf den Zug vor und nach der Arbeit. Wer kann, steigt aufs Rad um, das Regencape haben Sie irgendwo hinten in der Garage gefunden.

Doch wer kann das schon? In unserer Welt der Flexibilität und daraus resultierender Umständlichkeit sind wir fast gezwungenermaßen Pendler geworden.

Über den Sinn des aktuellen Streiks der Gewerkschaft der Lokführer haben Sie sicher schon nachgedacht. So toll ich Beharrlichkeit und Mut finde: Ich vermute, der Schuss geht in absehbarer Zeit nach hinten los. Hat man diesen Arbeitskampf gewonnen, was dann? Ob sich alle Beteiligten davon erholen können. Ob alle Wunden heilen können?

Zweifel sind angebracht, aber ist nicht auch alles Grübeln verlorene Zeit? Eine halbe Milliarde Euro soll der Streik kosten. Das ist viel Holz. Man könnte 500 Menschen mit einem Schlag zu Millionären machen. Bei gerechter Verteilung.

Apropos Verständnis: Dass Führungskräfte — hier bei derBahn, da bei der Gewerkschaft — offensichtlich nicht in der Lage sind, sich zu verständigen, hat etwas Erbärmliches. Die Schuld für Scheitern auf den jeweils anderen abzuwälzen, heißt nur, von eigenen Fehlern abzulenken.
Wer zahlt die Zeche? Wir. Möglicherweise mit höheren Preisen für Fahrkarten bei gleichzeitig weniger Personal in den Zügen. Denn auch die Bahn muss dann — wie immer — sparen, wenn sie höhere Löhne bezahlen soll. Wo soll das ganze Geld schließlich herkommen? Vom Bund, der Inhaber von allen Stückaktien der Bahn AG ist? Na ja.

Stellen wir uns vor, wir fahren keine Bahn mehr, wenn der Streik vorüber ist. Gewohnt sind wir es dann längst und haben Alternativen gefunden. Eine sicherlich hypothetische Diskussion, aber man wird doch mal nachdenken dürfen über solch einen unvernünftig langen Streik.