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Mythos oder Realität: Verdienen schöne Menschen wirklich mehr?

Mythos oder Realität : Verdienen schöne Menschen wirklich mehr?

Schönheit liegt zwar im Auge des Betrachters, dennoch gibt es Menschen, die von der Mehrheit als eher attraktiv bewertet werden — und Menschen, bei denen das nicht der Fall ist. Auch, wenn die Unterscheidung von Personen in "schön" oder "hässlich" auf den ersten Blick oberflächlich erscheinen mag, so beschäftigt das Thema die Wissenschaft bereits seit langer Zeit.

Was macht einen Menschen schön und welche Vorteile hat er im Leben aufgrund dieser Schönheit? Wie sieht das im Job aus? Immer wieder ist hier die Sprache von einem angeblichen Schönheitsbonus.

Natürlich ist Schönheit ein subjektives Empfinden und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dennoch gibt es Attribute wie eine reine und jugendliche Haut, eine schlanke sowie sportliche Figur oder bei Männern eine gewisse Körpergröße, welche von der Mehrheit der Menschen als attraktiv empfunden werden. Auch die Symmetrie der Gesichtszüge, der Schwung der Augenbrauen, eine volle Unterlippe oder große Augen sind Faktoren, welche gemeinhin als schön gelten. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien zum Thema Schönheit und Attraktivität, sodass diese zumindest in einem gewissen Ausmaß objektiv bewertet und somit auch im Rahmen von empirischen Studien untersucht werden kann.

Eine solche Studie wurde 2011 an der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführt und das Ergebnis machte Schlagzeilen. Demnach soll gutes Aussehen dieselben positiven Auswirkungen auf die Karriere haben wie ein Abschluss an einer Universität. Attraktive Männer sowie Frauen seien also deutlich seltener arbeitslos, hätten bessere Arbeitszeugnisse und würden mehr verdienen als durchschnittlich oder sogar hässliche Menschen. Ein Thema, das bereits zuvor von vielen anderen Forschern aufgegriffen wurde und sie kamen allesamt zu demselben Ergebnis: Tatsächlich verdienen gutaussehende Menschen mehr im Job.

Was auf den ersten Blick unfair klingt, wirft auf den zweiten Blick eine weitere Frage auf: Wie sieht es mit der Leistung schöner Menschen aus? Bewiesen ist bisher schließlich nur, dass diese im Durchschnitt mehr verdienen — nicht aber weshalb. Werden sie also tatsächlich für ihr Aussehen besser bezahlt, obwohl sie nur eine durchschnittliche oder sogar schlechtere Leistung erbringen? In diesem Punkt sind sich die Wissenschaftler noch nicht schlüssig. So vermuten die Forscher an der Leuphana Universität Lüneburg, dass attraktive Menschen vermutlich sympathischer wirken, kompetenter eingeschätzt und somit auch eher eingestellt beziehungsweise befördert werden. Zeitgleich verfügen sie vermutlich über ein höheres Selbstbewusstsein und können sich dadurch besser verkaufen. Sie trauen sich schlichtweg eher, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Zudem kann es auch durchaus sein, dass schöne Menschen mehr leisten und ihre Besserbezahlung somit absolut gerechtfertigt ist. Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei aber bislang nur um Spekulationen. Entsprechende Forschungsergebnisse stehen noch aus.

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Viele Menschen, die sich selbst als weniger attraktiv bewerten, dürften jetzt innerlich aufschreien. Die Forschungsergebnisse klingen unfair und die Arbeitswelt ist oberflächlich! Allein, sich als hässlich zu bewerten, ist dabei aber das Hauptproblem. Jeder Mensch kann schön sein. Mit der richtigen Kleidung können viele angebliche Schönheitsmakel kaschiert werden. Zugleich können Sport und eine gesunde Ernährung gegen Übergewicht und viele andere Probleme wie blasse Haut oder Haarausfall helfen. Sie machen somit nicht nur schöner, sondern vor allem gesünder und das wirkt sich wiederum positiv auf die Leistungsfähigkeit und Attraktivität eines Menschen aus, ebenso wie auf dessen Selbstbewusstsein. Schönheit ist also nicht unbedingt angeboren, sondern hat eher etwas mit einer gesunden Lebensweise und einem gepflegten Äußeren zu tun. Frisch gewaschene Haare, ein gut riechendes — aber nicht zu aufdringliches — Parfum können die "Schönheit" eines Menschen also deutlich erhöhen und somit auch dessen beruflichen Erfolg.

Geschminkte Frauen treten selbstbewusster auf und steigern somit den Effekt der eigenen Person. Im Job sollte man jedoch nicht übertreiben und beim Make-Up den passenden Look wählen, um das Erscheinungsbild professionell abzurunden.

Wer sich nun immer noch darüber aufregt, wie oberflächlich die Arbeitswelt doch (geworden) sei, den dürften die Ergebnisse einer weiteren Studie interessieren: Angeblich gibt es nämlich nicht nur einen Schönheitsbonus, sondern auch einen "Hässlichkeitsbonus", sprich extrem hässliche Menschen verdienen ebenfalls überdurchschnittlich. Wirtschaftspsychologen an der London School of Economics konnten herausfinden, dass jene Menschen am meisten Geld verdienen, welche sich selbst als sehr unattraktiv empfinden. In diesem Fall wurde also nicht die Außenwahrnehmung berücksichtigt, sondern die Studienteilnehmer mussten ihre Schönheit selbst bewerten. Ob diese Menschen wirklich so hässlich waren, bleibt somit Ansichtssache. Jedoch widerspricht dieses Resultat der Theorie, dass ein gesundes Selbstbewusstsein den Mehrverdienst bedingen würde. Im Gegenteil scheint es so, als motiviere ein geringeres Selbstwertgefühl — also die Empfindung, hässlich zu sein — zu herausragenden Leistungen. Die Betroffenen versuchen also, Bestätigung auf beruflicher Ebene zu finden, wo sie im sozialen Kontext ausbleibt.

Mythos oder Realität: Verdienen schöne Menschen wirklich mehr?
Foto: © Kzenon #223200317

Schlussendlich ist Schönheit nur ein Weg zu mehr Gehalt, jedoch längst nicht der einzige und der Schönheitsbonus könnte, ebenso wie der Hässlichkeitsbonus, tatsächlich in besseren Leistungen begründet liegen. An dem Thema werden sie noch lange Zeit die Geister scheiden. Zumindest so lange, bis weitere Erkenntnisse zu den Gründen für die Ungleichbezahlung vorliegen. Bis dahin haben also Menschen, die mehr verdienen wollen, zwei Möglichkeiten: Sie können sich besonders schön oder besonders hässlich machen. Die wahren Verlierer scheinen stattdessen die durchschnittlich Attraktiven zu sein!