Vielfalt ist der Gewinn

Vielfalt ist der Gewinn

Den eigenen Vorurteilen auf der Spur: Patricia Jurado-Ekmekci hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Buntheit unserer Gesellschaft als Bereicherung weiterzugeben.

„Guten Tag, ich bin Halb-Kolumbianerin, aber ich kann nicht tanzen. Wie Shakira schon gar nicht!“ Wenn sich Patricia Jurado-Ekmekci so ihren Kursteilnehmern vorstellt, hat sie die Lacher auf ihrer Seite – und letzte Unklarheiten, worum es in ihren Veranstaltungen geht, beseitigt: „Diese Allgemeinplätze haben wir doch alle in uns – aha, der oder die kommt von da und da, also ... und dann folgt ein buntes Sammelsurium an Vermutungen, was derjenige machen oder können muss“, erklärt Patricia Jurado-Ekmekci. „Ruckzuck gilt man als Experte für ein ganzes Land“, schmunzelt sie und wird gleich darauf nachdenklich, denn: „Es gibt positiv und negativ besetzte Stereotypen.“

Vorurteile, Voreingenommenheiten haben wir alle, weiß die Giesenkirchenerin mit Studium Regionalwissenschaften Lateinamerika: „Das fängt nicht erst bei massiven Formen der Diskriminierung an, sondern viel früher“, erklärt sie. „Schauen wir uns etwa die Familie an: Vater,-Mutter-Kind, das war gestern. Heute haben wir Patchwork“, sagt Patricia Jurado-Ekmekci und zählt auf: „Soziale Vielfalt, kulturelle, sprachliche, religiöse Vielfalt... unsere Gesellschaft ist geprägt von unterschiedlichen Normen und Werten, neuen und vielfältigen Rollenbildern.“ Den Umgang mit Vielfalt vermittelt sie in so genannten Diversity Trainings – „und hat damit bei uns offene Türen eingerannt“, freut sich Monika Spiertz, bei der Familienbildungsstätte zuständig für den Bereich Eltern-Kind-Kurse, Entwicklungs- und Erziehungsthemen und das IdA-Café (Projekt für Familien mit und ohne Migrationshintergrund), über das sie Patricia Jurado-Ekmekci kennen lernte: „Es passte thematisch einfach“, begrüßt Monika Spiertz das Kursangebot, das sich am 13. Juni und 31. Oktober als Tagesfortbildung (in erster Linie, aber nicht ausschließlich) an Kursleiter(-innen) und Erzieher(-innen) richtet.

Als junge Mutter in einem Eltern-Kind-Kurs, berichtet Patricia Jurado-Ekmekci, sei ihr selbst klar geworden, wie sehr sie sich bemühe, anderen ihre eigenen Werte zu vermitteln: „Das geschieht automatisch – die eigene Lebenswelt als Sicht der Dinge“, lächelt sie. „Dabei gilt für den einen nicht das Gleiche wie für den anderen.“ Erzieher, weiß sie, kommen täglich mit Diversität, unterschiedlichen Lebenswelten in Berührung. „Sich dieser Vielfalt bewusst zu werden, darum geht es. Wie geben wir sie an unsere Kinder weiter? Als Chance oder Normalität? Als Hindernis sogar?“ Vielfalt, hat Patricia Jurado-Ekmekci erlebt, werde oft als Schwierigkeit vermittelt: „Als etwas, das voneinander ab- und ausgrenzt. Wir haben Vielfalt und wollen sie beschneiden. Schade, denn wir alle bestehen – zum Glück! – aus Facetten.“

Diese als Gewinn zu erkennen falle Kindern weniger schwer als Erwachsenen: „Kinder fühlen sich gar nicht so unterschiedlich. Sie hinterfragen Vielfältigkeit nicht. Unser Nachwuchs ist uns da sehr überlegen, aus dem Bauch heraus“, schmunzelt sie. Dem ’Kisten-Denken’ auf die Spur kommen: Im Diversity-Training werden die Teilnehmer zur Reflexion der eigenen Sichtweise angeleitet – ohne erhobenen Zeigefinger, wie Patricia Jurado-Ekmekci betont: „Wir alle denken oft was ’Böses’ und fühlen uns schuldig, das ist normal. Ausgrenzung beginnt im Kopf.“ Das ’Bild neu zu ma

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chen’, dazu sei der Kurs gedacht: „Über Gemeinsamkeiten Unterschiede wahrnehmen und wertschätzen lernen: An Grenzen zu geraten ist eine Einladung, den Horizont zu erweitern. Eine Reise, bei der man nur gewinnen kann.“

(Report Anzeigenblatt)