Die Folterkammer öffnet sich

Die Folterkammer öffnet sich

Geschichten über Hexensabbat, Teufelspakt und Werwolferei am Niederrhein - glauben Sie nicht? Dann besuchen Sie die neue Ausstellung im Freilichtmuseum Grefrath. Doch die Folterinstrumente sind nicht zum Ausprobieren.

Der Scheiterhaufen wartet systematisch gestapelt vor dem lodernden Rot und Orange der Wände auf die Besucher. Die neue Ausstellung „Da selbsten ein Anfang zu brennen gemacht – Aberglaube und Hexenwahn am Niederrhein“ wird am heutigen Sonntag, 6. März, 11 Uhr, im Niederrheinischen Freilichtmuseum eröffnet. „Mitten in den Farben des Feuers“ steht Kuratorin Diana Finkele und erklärt auch, was die Schattenrisse an den Wänden bedeuten. „Von den Opfern der Hexenverfolgung gibt es keine Bilder, manchmal nur Biographie-Fragmente, die schwarzen Figuren stehen für die Einzelschicksale“, erklärt die Leiterin des Grafschafter Museums im Moerser Schloss, die die Exponate zusammengestellt hat. „Über den Austausch im Netzwerk der niederrheinischen Museen ist die Ausstellung nun nach Grefrath gekommen“, freut sich Kevin Gröwig, kommissarischer Leiter des Freilichtmuseums.

Der 1486/87 durch den päpstlichen Inquisitor Heinrich Kramer (lat. Institoris) veröffentlichte Malleus maleficarum („Hexenhammer“) führte auch am Niederrhein zu einer vermehrten Anzahl von Hexenprozessen.

Rund 100 Exponate - Originale wie Repliken - , Handschriften und Dokumente beleuchten die Verfolgung von Hexen, den Werwolf-Glauben und den Aberglauben am Niederrhein. Besucher können sich Utensilien aus der „Hexenküche“ anschauen und auch einen Blick in den Folterkeller werfen. Wenn Besucher den „Spanischen Esel“ oder „spitzigen Stuhl“ entdeckt haben, bilden Daum- und Beinklemmen noch die harmlosesten Foltergeräte.

„Hexenverfolgung ist ein Phänomen der Neuzeit. Die letzten Scheiterhaufen brannten 1738 in Gerresheim“, weiß Finkele. Doch auch im Kreis Viersen sollen die Hexen ihr Unwesen getrieben haben. In Süchteln soll die Schlaghexe zur Geisterstunde Vorbeigehenden aufgelauert und ihnen Ohrfeigen verpasst haben.

Und den Besen bloß nicht mit dem Reisig nach unten stehen lassen. „Erstmal geht er so schneller kaputt, und es soll eine Einladung an die Hexen darstellen“, sagt Kuratorin Diana Finkele schmunzelnd.

(Report Anzeigenblatt)