Die neue Wirklichkeit

Die neue Wirklichkeit

Der 8. August kommt mit Sicherheit. An diesem Tag haben wir alle Ressourcen aufgebraucht, die uns unsere Welt für das Jahr 2016 zur Verfügung gestellt hatte. Unser Ressourcenkonto ist für dieses Jahr aufgebraucht.

Würden wir weiter unseren Verbrauch in dieser Art und Weise pflegen, bräuchten wir 2050 die Ressourcen von zwei Planeten. Tatenlos will die niederländische Nachbarstadt Venlo nicht zusehen. Sie setzt weltweit Maßstäbe.

 Foto: Stadt Venlo/ C2C expolab Venlo
Foto: Stadt Venlo/ C2C expolab Venlo

Einen realisierbaren Ansatz zur Lösung des Problems lieferten der Chemiker Michael Braungart und der Architekt William McDonough. Sie entwickelten das Prinzip „Cradle to Cradle“ (C2C), was wörtlich übersetzt von der Wiege zur Wiege bedeutet. Gegenwärtig nutzen wir unsere Ressourcen nach dem Prinzip „Cradle to Grave“. Wir nehmen Ressourcen, verarbeiten sie und entsorgen sie nach dem Gebrauch, ohne dass ein weiterer Nutzen vorgesehen ist. Zudem schädigen wir mit der Entsorgung oft genug die Natur, weil die Produkte mit Schadstoffen versehen sind. Dabei sei Abfall Nahrung. Sagen Braungart und Donough. Bitte?

 Michel Weijers vom Team Projektmanagement der Stadt Venlo.
Michel Weijers vom Team Projektmanagement der Stadt Venlo. Foto: Stadt Venlo

Unsere Verbrauchsgüter sollten stattdessen in einen biologischen Nährstoffkreislauf und unsere Gebrauchsgüter in technischen Kreisläufen organisiert werden. Gerne wird das mit dem Kirschbaummodell erklärt. Dieser Baum produziert eine Riesenmenge an Blüten. Das riecht nach Verschwendung, das ist nicht effizient. Doch diese Blüten und alle Bestandteile des Baumes gelangen durch Kompostierung in den biologischen Kreislauf. Es entsteht kein Abfall. Außerdem filtert der Baum die Luft, absorbiert Kohlenstoffdioxid, produziert Sauerstoff, bietet Lebensraum für allerlei Tiere, unterstützt also die Biodiversität und liefert Humus durch Verrottung. Ökologisch ist das effektiv.

Neben dem Prinzip „Abfall ist Nahrung“ gehören auch „Nutzung erneuerbarer Energien“ und „Unterstützung von Diversität“ (gegen Monokulturen, gegen Zerstörung von Vielfalt) zu den Richtlinien des C2C-Konzeptes.

„Venlo und die Regio Venlo waren es, die Cradle to Cradle als weltweit erste Regio adaptiert haben“, sagte der ehemalige Bürgermeister von Venlo, Hubert Bruls (2005 - 2012/ seitdem Bürgermeister in Nijmegen), „jetzt wollen sie allen potenziell Interessierten zeigen, dass eine nachhaltige Welt keine Utopie ist, sondern Wirklichkeit wird.“

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Welche Projekte sind geplant, wie wollte man zeigen, dass man die Gedanken von C2C umsetzen wollte? Beispielsweise mit der Villa Flora auf dem Floriade-Gelände, jetzt GreenPark-Gelände. Beispielsweise mit den Neubau eines C2C-Gebäudes für die Stadtverwaltung (kurz vor der Fertigstellung) beispielsweise mit dem Angebot von „Quality of Life“, der Gestaltung von gesunden Schulen (gutes Raumklima, schulgerechtes Material, Ernährung und Leibesübung und die Schule als Energielieferant). Dass C2C-Kaffeebecher aus Maisstärke in Gebrauch sind und Plastikbecher ersetzen, sei nur am Rande erwähnt.

„Nicht alles kann gleich 100-prozentig realisiert werden“, sagt Michel Weijers, Projektmanager bei der Stadt Venlo und gleichzeitig Geschäftsführer von C2C Expo Lab Venlo. Er hatte auf Einladung der Bündnis90/ Die Grünen Nettetal in der Akademie Heydevelthof einen Vortrag zum Thema Cradle to Cradle gehalten und dabei das neue Verwaltungsgebäude der Stadt Venlo vorgestellt.

Venlo wolle mehr als nur nachhaltig sein, erklärte Weijers. Konkret handele die Region Venlo seit 2008 nach dem C2C-Prinzip, setze inzwischen weltweit Maßstäbe. Die Region und die Stadt werde so attraktiv für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Die Stadt Mönchengladbach, der Wirtschaftsförderung im Kreis Viersen (Invest Regio) und das Land NRW hätten sich interessiert gezeigt, sagte Weijers. „Zurzeit sind aber keine weiteren Treffen zu diesem Thema geplant“, sagte Kaspar Müller-Bringmann, Sprecher der Invest Regio. Eine reine Statusmeldung. Interesse? Natürlich.

Die Verwaltungsspitze der Stadt Venlo hatte bei einem Besuch in Nettetal neben anderem auch das neue Verwaltungsgebäude vorgestellt. Noch vor dessen offiziellen Eröffnung will sich die Stadtverwaltung vor Ort das Gebäude ansehen.

Am 14. Oktober, wenn das neue Verwaltungsgebäude der Öffentlichkeit vorgestellt wird, beginnt in Venlo das C2C-Jahr.

(Report Anzeigenblatt)