Man muss zuhören können

Man muss zuhören können

Über 5.000 Anrufe erhielt das Viersener Team der „Nummer gegen Kummer“ allein im vergangenen Jahr. Die Koordination übernimmt der Ortsverband Viersen des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB). Und der ist auf der Suche nach neuen Ehrenamtlern, die ein offenes Ohr für die Probleme und Sorgen der Kinder und Jugendlichen haben.

„Hilfe, meine Freundin ist schwanger und ihre Eltern dürfen es nicht wissen, was soll sie nur machen?“, „Ich werde auf Facebook gemobbt“, oder: „Ich komme in der Schule einfach nicht klar, meine Noten sind so schlecht“ - die Probleme, mit denen sich die Kinder und Jugendlichen an die „Nummer gegen Kummer“ wenden, sind so vielschichtig, wie die aktuelle Gegenwart.

Gut, dass am anderen Ende der Leitung hervorragend ausgebildete Seelsorger sitzen, die wissen, wie sie damit umgehen können. Eine von ihnen ist Christine (Name aus Datenschutzgründen geändert), die dieses Ehrenamt seit 15 Jahren wahrnimmt. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man am Telefon helfen kann. Klar ist es auch manchmal etwas belastend, aber es gibt auch immer wieder richtig schöne Telefonate, bei denen man am Ende ein gutes Gefühl hat und lachend auflegen kann.

Zweimal im Monat hat sie „Dienst“ - und damit ist sie im Viersener Team, das vom Ortsverband des Kinderschutzbundes koordiniert wird, nicht allein. „Derzeit haben wir 28 Ehrenamtler im Einsatz. Ein paar pausieren gerade, aber letztendlich haben wir einen gesunden Stamm. Trotzdem sind wir auf der Suche nach neuen Mitstreitern“, sagt Birgitta Föhr vom DKSB.

Grund ist der im Oktober beginnende Lehrgang. Bislang haben sich dafür sechs Interessierte angemeldet. Damit der ein halbes Jahr dauernde Kurs starten kann, braucht der DKSB mindestens zehn Teilnehmer. Eine von denen, die mitmachen wollen, ist Elisabeth (Name geändert). „Vergangenes Jahr ist mein Mann unerwartet gestorben. Da wurde mir bewusst, dass wir zu wenig Zeit sinnvoll mit unseren Mitmenschen nutzen. Und so entschied ich mich dafür, bei der Nummer gegen Kummer mitzumachen.“ Selbstverständlich habe sie „großen Respekt“ vor der kommenden Herausforderung am Telefon, aber „keine Angst“. „Die halbjährige Ausbildung ist schon ein Pfund. Ich glaube, wir werden ganz gut vorbereitet“, so Elisabeth. Das kann Michael (Name geändert) nur bestätigen: „In vielen Rollenspielen und anhand vieler Telefonate werden alle möglichen Situationen durchgespielt. Außerdem gibt es auch für uns immer die Möglichkeit, uns an unseren Supervisor zu wenden, der uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Das einzige, was man mitbringen muss, ist Folgendes: Man muss gut zuhören können.“

(Report Anzeigenblatt)