: Auf zur Klimafreundlichkeit

Die Stadt Nettetal ruft nicht den Klimastadt-Notstand aus. Sie folgt damit nicht dem Beispiel vieler anderer Städte in Nordrhein-Westfalen. Stattdessen will man den Weg zu einer klimafreundlichen Stadt konsequent weitergehen.

Der Rat der Stadt Nettetal hat sich nun dazu bekannt, spätestens bis 2050 eine klimaneutrale Stadt zu werden. Die Fraktion der Bündnis 90/ Die Grünen hatte diese Ergänzung eingebracht. So soll auch alle zwei Jahre eine aktuelle CO2-Bilanz erstellt werden. Außerdem hatten die Grünen vorgeschlagen, dass bei allen Maßnahmen oder Projekten jeweils der klimafreundlicheren Maßnahme der Vorzug gegeben werden soll. Die FDP brachte zudem ein, dass der Rat bei relevanten Maßnahmen die Entscheidungshoheit behält.

Der Rat beauftragte die Verwaltung, bis zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz alle klimaschützenden Maßnahmen der Stadt aufzulisten, die bereits umgesetzt wurden oder umgesetzt werden.

Der Weg zur letztendlichen Einstimmigkeit war jedoch ein wenig holprig. Die WIN-Fraktion hatte kurz vor Toresschluss einen eigenen Antrag vorgelegt, der das Ziel hatte, in Nettetal den Klimanotstand auszurufen. Das kam bei den anderen Ratsmitgliedern nicht gut an, hatte man sich bei Vorbereitung des Ratssitzung im Ältestenrat doch einhellig darauf geeinigt, den Begriff Notstand zu vermeiden.

Ein Notstand, so formulierte CDU-Fraktionsvorsitzender Jürgen Boyxen, sei eine bedrohliche Ausnahmesituation. Der Begriff sei also unpassend. „Angst lähmt, Optimismus schafft Zukunft“, sagt Boyxen. Er wies darauf hin, dass gerade, als bekannt wurde, dass Anhänger der Fridays-for-Future-Bewegung an der Ratssitzung teilnehmen werden, die WIN-Fraktion entgegen der Absprache im Ältestenrat nun doch den Klimanotstand ausrufen wollte.

Für die Grünen-Fraktion waren dies letztlich nur Begrifflichkeiten. Ihr war es wichtig zu betonen, dass das Handeln jetzt konsequent in den Mittelpunkt gestellt werden müsse. Deren Fraktionsvorsitzender Guido Gahlings warf der WIN-Fraktion bloße Effekthascherei vor und verurteilte auch die Beiträge von WIN in den sozialen Netzwerke im Vorfeld der Ratssitzung.

Die eigene Verantwortung

SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Dyck erinnerte an die Verantwortung des Einzelnen: „Jeder muss sein Umweltverhalten immer wieder neu hinterfragen.“ Die Verantwortung könne nicht einfach an den Rat abgegeben werden. Man wolle gemeinsam einen Weg beschreiten, der auch mit vielen Einzelmaßnahmen in der Stadt unsere Umwelt lebens- und liebenswert macht. Sie zitierte eine skandinavische Tradition: „Grabe da, wo du stehst.“