Augen auf und Kopf an!

An über 37 Prozent der Verkehrsunfälle mit Verletzten im Kreis Viersen sind Radfahrer beteiligt – besonders gefährdet sind Kinder zwischen zehn und 14 Jahren. Erst in der letzten Woche kontrollierte die Polizei in Nettetal zur Verhütung von Unfällen mit Radfahrern mit teils erschreckendem Ergebnis.

Bei den Rad fahrenden Kindern liegt der Kreis Viersen mit einer Verunglücktenhäufigkeitszahl (Anzahl der Verunglückten pro 100.000 Einwohner) von 160,05 im Jahr 2017 erheblich über dem Landesdurchschnitt von 90,81. Um der Frage nach dem „Warum?“ auf den Grund zu gehen, wurde bereits im März 2017 das Projekt VORKIDS (Viersener Sicherheits-Offensive Rad fahrender Kinder im Straßenverkehr) auf Initiative des Landrates des Kreises Viersen, Dr. Andreas Coenen, gestartet.

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde Viersen, der Kreisverkehrswacht Viersen und der Deutschen Hochschule der Polizei. Neben der empirischen Untersuchung sollen aber auch alle Menschen im Kreis sensibilisiert werden, sich im Straßenverkehr regelkonform und rücksichtsvoll zu verhalten.

Dass genau dies leider nicht immer der Fall ist, zeigte erst das jüngste Ergebnis einer Verkehrskontrolle der Polizei in Nettetal. Mit dem Schwerpunkt auf Rad fahrende Kinder kontrollierte die Polizei in Tempo-30-Zonen, die von vielen Kindern als Schulweg genutzt werden. Zusätzlich kümmerten sich zwei Streifenteams um erkannte Unfallbrennpunkte, an denen es zwischen Pkw- und Fahrradfahrern immer wieder zu kritischen Situationen kommt. Ein weiteres Team kümmerte sich um die Wohngebiete, in denen besonders viele Kinder mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Das Ergebnis: 50 mal waren Autofahrer zu schnell in Lobberich, Kaldenkirchen und Breyell unterwegs. 24 von ihnen in Tempo-30-Zonen. Ein Fahrer fiel dabei besonders auf: er fuhr mit 51 gemessenen Stundenkilometern durch die 30er-Zone! Doch nicht nur die Autofahrer verhielten sich ordnungswidrig: 16 mal gab es Maßnahmen gegen Radfahrer. Neben der Missachtung von Stoppzeichen waren auch manche Radfahrer in der falschen Richtung auf dem Gehweg unterwegs. Außerdem trafen die Beamten gleich dreimal auf Radfahrer mit Handy am Ohr. Zwei Elternpaare werden demnächst Post bekommen, weil ihre Kinder bei Verstößen als Radfahrer aufgefallen sind.

Für das letzte Jahr registrierte die Polizei zwölf Unfälle mit radfahrenden Kindern in Nettetal. Davon wurden drei leicht (ambulante Behandlung oder selbst zum Arzt) und neun Kinder schwer verletzt (stationäre Behandlung). In acht Fällen waren die radfahrenden Kinder Hauptunfallverursacher.

(StadtSpiegel)