Balanceakt auf Schienen

Im Grenzgebiet, zwischen dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands und den niederländischen Metropolen Venlo und Roemond, ist der Naturpark Maas-Schwalm-Nette für viele Limburger und Menschen aus dem Ruhrgebiet ein beliebter Erholungsort.

Seit Jahrzehnten kooperieren Venlo und Nettetal auf kultureller und wirtschaftlicher Ebene mehr als erfolgreich.

Über die Häfen in Rotterdam und den Binnenhafen in Duisburg werden jährlich Milliarden Tonnen an Güterfracht durch ganz Europa transportiert. In Deutschland sterben laut WHO jährlich ungefähr 75 000 Menschen frühzeitig an den Folgen der Feinstaubbelastung, in Duisburg atmen die Bürgerinnen und Bürger die schlechteste Luft in ganz NRW.

Die Balance zwischen erfolgreicher Ökonomie und Ökologie bleibt eine gesellschaftliche Herkulesaufgabe, der sich Wirtschaft, Politik und Interessenverbände in Deutschland und den Niederlanden stellen. Im Leben von des Grünenpolitikers Rolf Beu nimmt die Verkehrspolitik viel Raum ein. Wie man Räume, Strecken und Transportmöglichkeiten sinnvoll nutzt, ist für Hans Cabooter ebenfalls ein Lebensschwerpunkt. Sein mittelgroßes Familienunternehmen aus Venlo bietet bereits seit 1959 logistische Dienstleistungen. Beide Männer sehen Potenzial im Ausbau des deutsch-niederländischen Schienenverkehr.

„Die Niederlande haben mit der Neubaustrecke zwischen Rotterdam und der Landesgrenze bei Zevenaar und die Schweiz mit dem Lötschberg- und dem Gotthard-Basistunnel ihre Hausaufgaben größtenteils bereits fertiggestellt“, attestiert Beu unseren europäischen Nachbarn. „Bislang wirkt Deutschland wegen seiner mangelnden Schieneninfrastruktur im internationalen Güterverkehr wie ein Flaschenhals“, sorgt sich der Politiker.

Hans Cabooter will rund um den Kaldenkirchener Bahnhof investieren. Er möchte den sieben Hektar großen Güterbahnhof kaufen und auf dem Venete-Areal einen Autohof mit Hotel und Restaurant errichten. Dietmar Sagel von der Wirtschaftsförderung Nettetal verspricht sich vom Ausbau „nachhaltige Impulse in die ganze Region.“

Wie man den Güterverkehr effizient kombiniert, damit beschäftigt sich Wolfgang Baumeister von der IHK. Er glaubt – ob Schiene, Straße oder Wasser – dass alle Transportmöglichkeiten seien bereits an ihre Grenze gestoßen: „Abhilfe sei dringend geboten.“

Für Carsten Wiemer, Vertreter der DB Netz AG, werden viele Gleisanschlüsse aus finanziellen Gründen aufgegeben. Reiner Neuß, Leiter des „Kreisarbeitsgemeinschaft Verkehr“ der Grünen, will die Güterströme beherrschbar machen, warnt aber, dies einseitig zu Lasten der Bürger oder der Natur zu gestalten, und fordert „Runde Tische.“

(StadtSpiegel)