„Das schaffst Du!“

Nach seiner Flucht aus Syrien schaffte Anas Masri alle Sprachprüfungen in Deutsch – ein Beispiel einer Erfolgsgeschichte. Denn Anas bereitet sich auf sein Studium vor. Wären da nicht einige Wermutstropfen.

Fremdes Land, fremde Sprache: „Ich weiß noch, wie Anas da saß, kein Wort Deutsch konnte, aber konzentriert und eifrig alles aufnahm“, lächelt Susanne Floete. Die Viersener Sprachlehrerin ist zu Besuch bei Anas Masri, der vor zwei Jahren nach seiner Flucht aus Syrien in Lobberich landete und bei ihr Deutschkurse absolvierte, die die Flüchtlingshilfe Nettetal organisiert hatte. Mittlerweile spricht er fließend Deutsch, wohnt in Viersen, bereitet sich vor aufs Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre – eine kleine Erfolgsgeschichte, wenn auch mit einigen Wermutstropfen.

So weit wie Masri haben es nicht viele der Flüchtlinge gebracht, die damals in unsere Region kamen: „Ausbildung, Arbeitsstelle oder Studienplatz sind eher die Ausnahme“, weiß er, schränkt aber gleich ein: „Ich habe noch nichts Konkretes erreicht, und ich weiß nicht, was auf Dauer wird.“

Dabei hatte er in seiner Heimat Aleppo schon sein BWL-Studium mit dem Bachelor abgeschlossen, doch dann hätte er zum Militär gemusst. „Aber ich will und kann keinen Menschen töten“, sagt er leise. Unterm syrischen Regime drohten ihm Zwangsrekrutierung oder kurzer Prozess, also floh er nach Deutschland per Schiff, Bus, zu Fuß. „Gefährlich“ sei die Reise gewesen, die ihn schließlich nach Nettetal führte – in eine Notunterkunft in Lobberich.

„Acht Mann auf einem Zimmer, eine Dusche für 40 Leute, nichts zu tun, nur warten, alles war fremd“, erinnert er sich. Dann ein Lichtblick – die Flüchtlingshilfe Nettetal bot Deutschkurse bei Floete an, Masri war dabei, schaffte bald schon sein erstes Sprach-Zertifikat. Viel Lob von seiner damaligen Sprachlehrerin, weil er „nach den Kursen in Lobberich aus eigenem Antrieb weitermachte“. Masri winkt bescheiden ab: „Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Nettetaler Flüchtlingshilfe haben mir sehr viel geholfen.“

Schließlich wurden sein Asylantrag bewilligt und sein BWL-Bachelor der Uni Aleppo anerkannt, richtig glücklich indes wurde er nicht, weil einsam: „In Nettetal habe ich mehr Freunde und Kontakte, hier in der großen Stadt ist manches eher anonym.“ Erfolglos seine Bewerbungen um Praktika bei Firmen in der Region: „Da gibt es wohl Vorbehalte gegenüber meiner arabischen Herkunft und meines syrischen Bachelors.“

So konzentriert sich Masri weiter auf die Uni, hat sich als Gasthörer fürs Master-Studium Betriebswirtschaftslehre/Business Management eingeschrieben. Um „hoffentlich ab dem Sommersemester“ offiziell studieren zu können, muss er eine weitere Sprachhürde überwinden, „die Qualifikation in Englisch für die Hochschule.“ Susanne Floete ermutigt ihn: „Das schaffst du, und das Master-Studium auch.“

(Report Anzeigenblatt)