Die Kraft liegt im stetigen Wandel

Mit Frank Lehmann war das „Gesicht der Börse“ beim 36. Nettetaler Wirtschaftsgespräch zu Gast. Mehr als 120 Unternehmer aus der Region begrüßte Bürgermeister Christian Wagner bei hochsommerlichen Temperaturen vor dem ehemaligen Rittergut Haus Bey.

Erstmals hatten die seit 1991 stattfindenden Gespräche regelrechten Open-air-Charakter.

„Wer billig gibt und teuer kauft, der hat am Markt bald ausgeschnauft – Die Finanzmärkte, die Notenbanken und die Politik: Aktuelles, Hintergründiges und Historisches“ lautete der amüsante Vortrag des Börsenjournalisten, der dabei kein Blatt vor den Mund nahm. Ebenso kompetent wie unterhaltsam und tagesaktuell erklärte er die Lage auf den heutigen Finanzmärkten.

Geschickt verknüpfte er dabei Themen aus allen gesellschaftlichen Bereichen: Angelique Kerber mit erfolgreichem Unternehmertum, das deutsche Konsumverhalten mit Aktienkursen, Geduld mit Gier und Aldi mit Armani – alles hängt mit allem irgendwie zusammen.

Viele Jahre berichtete Lehmann in zahlreichen ARD-Fernsehsendungen über die Entwicklung an den Finanzmärkten. Die von ihm initiierte Sendung „Börse im Ersten“ (heute: „Börse vor Acht“) ist mit rund drei Millionen Zuschauern die erfolgreichste TV-Börsensendung Europas. „Das ist auch nicht schwer, bei einem Sendeplatz vor der Tagesschau“, ergänzte Lehmann mit einem Augenzwinkern.

Viele Jahrzehnte Erfahrung sprudelten aus dem 74-jährigen heraus, der es verstand, das Publikum auf eine Reise durch die heutigen Wirren der Finanz- und Wirtschaftsmärkte mitzunehmen. Das derzeit niedrige Zinsniveau wird aus seiner Sicht noch rund zwei Jahre so bleiben. „Es gibt eben kein Recht auf Zinsen“. Der heutige Börsenalltag wird geprägt durch Emotionen: Gier, Panik und neuerdings auch Ratlosigkeit. Trotzdem rät er den eher risikoscheuen deutschen Anlegern zum Kauf von Aktien – und zu Geduld. „Denken Sie langfristig, der Dax hat in den vergangenen Jahrzehnten jedes Jahr um 8,3 Prozent zugelegt. Kurzfristig sind natürlich immer Schwankungen zu erkennen.“

Der Euro ist für ihn eine stabile und gute Währung. Auch der deutsche Wirtschaftsstandort ist gut aufgestellt. Zu den Stärken zählt insbesondere der mit 28 Prozent immer noch großen Anteil der Industrie, das ist in anderen Ländern anders. Große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, aber auch Chancen gerade für kleinere Firmen sieht er in der Digitalisierung.

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Zum Abschluss ließ sich Ernst Lehnen (tele-Spedition) erläutern, wie Lehmann eine halbe Millionen Euro als Altersvorsorge für sein Enkelkind anlegen würde: „Definitiv eine Invaliditätsversicherung und eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung, denn die Arbeitskraft ist am wichtigsten. Dann das klassische Sparbuch und sicher auch Aktien-Fonds beziehungsweise Index-Fonds mit fünf verschiedenen Produkten, breit gestreut und gemischt.“ Klare Frage, klare Antwort – so verhielt es sich während des gesamten Vortrages, der mit lang anhaltendem Applaus endete.

Bürgermeister Christian Wagner freute sich über das wieder einmal gelungene Wirtschaftsgespräch und stellte die Wichtigkeit der Nettetaler Unternehmer mitsamt ihrer Mitarbeiter in den Vordergrund: „Für unsere Firmen sind die Mitarbeiter das größte Kapital. Ich bin froh, dass in Nettetal so viele engagierte Unternehmen aktiv sind.“

Lehmann berichtete von seinem Besuch in der Villa des Sektherstellers Mumm vor wenigen Tagen. Dort steht über dem Kamin der Leitspruch der Familie: „In otio pereo“ (In der Ruhe verderbe ich). Dieses Motto sollten Unternehmer beherzigen. Nicht in der Ruhe liegt die Kraft sondern im ständigen Wandel und in neuen Ideen. „Machen Sie es wie die US-Open-Gewinnerin und aktuelle Tennis-Weltranglisten-Erste Angelique Kerber: Sie ist konstant in ihrer Leistung, den anderen aber immer einen Schritt voraus.“

(StadtSpiegel)