Die Sprache ist der Schlüssel

NRW-Staatssekretärin Serap Güler besuchte den Deutschunterricht für Flüchtlingskinder in der Gemeinschaftsgrundschule Breyell.

Als NRW-Staatssekretärin Serap Güler den Klassenraum der Gemeinschaftsgrundschule in Breyell betritt, dauert es nur wenige Sekunden bis sie sich in einer Traube von strahlenden und glücklichen Kindern wiederfindet. Alle sind neugierig, umarmen sie, dann setzt sie sich im Stuhlhalbkreis zu ihnen. "Woher kommt ihr denn alle?"

Die Antworten: einige Kinder kommen aus Syrien, andere aus dem Iran, Kurdistan und Afrika. "Und was lernt ihr gerade?" Aktuell geht es im Unterricht um Karneval und Kostüme. Die meisten Mädchen sind sich sicher, sie gehen als Prinzessin und die Jungs bevorzugen das Ninja-Kostüm. Als Güler fragt, wer denn Arabisch sprechen könne, gehen mehrere Arme in die Höhe. Doch an diesem Morgen überraschen die Schüler vor allem durch ihre bereits guten Deutschkenntnisse. Und die sind auch der Grund für den Besuch der Staatssekretärin. Auf Bitte des Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk (CDU) informierte sie sich über Erfolge und auch Schwierigkeiten bei der Vermittlung der deutschen Sprache in Nettetal.

Bereits seit 2015 engagiert sich die Nettetaler Hilfsorganisation "Human Plus" mit ihrem Projekt "Gegen die Sprachlosigkeit" an der Gemeinschaftsgrundschule Breyell. "Ich selbst bin mit 13 Jahren aus Griechenland nach Deutschland gekommen und weiß, wie schwer es ist eine neue Sprache zu lernen und eine neue Kultur zu verstehen", erzählt Anestis Ioannidis, Vorstand Human Plus. Heute sagt er selbst, er habe Glück gehabt, dass eine Nachbarin ihm Deutsch beibrachte, erst so konnte er deutsche Freunde finden und sich integrieren.

In Breyell werden aktuell 18 Flüchtlingskinder am Nachmittag, von 14 bis 16 Uhr, zusätzlich zum Regelunterricht in der Gemeinschaftsgrundschule von zwei Lehrerinnen unterrichtet. Dank neuer Lehrmaterialien und Unterrichtsumstellung läuft das Projekt mittlerweile sehr gut. Doch das war nicht immer so. "Ich gebe zu, vor zwei Jahren haben uns die 'Nullsprachler' vor große Probleme gestellt. Es geht dabei ja nicht nur um Sprachunterricht. Manche Kinder hatten noch nie eine Schule besucht, konnten kaum einen Stift halten, noch wussten sie von hiesigen Gepflogenheiten wie Pünktlichkeit, angemessene Kleidung und Gleichberechtigung", beschreibt Schulleiterin Iris Dickmann die Situation. Erst durch die Organisation und Finanzierung von Human Plus wurden die Kinder langsam fit, so dass sie auch dem Regelunterricht folgen können.

  • NRW-Finanzminister und Schirmherr Dr. Marcus Optendrenk,
    Projekt des Rotary-Clubs : Starkes Miteinander in der Schule
  • Im Kreishaus Neuss zeichnete Landrat Hans-Jürgen
    „Walk to School“ : Fit werden für den Schulweg
  • Die Entgeltordnung der städtischen Musikschule wird
    Gebührenänderungen bei der Musikschule : Geänderte Entgeltordnung

Die Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration war sichtlich angetan vom Projekt: "Wir sind offen und bereit aus guten Beispielen zu lernen und diese auch zu fördern", sagt Serap Güler. Um die weitere Finanzierung müssen sich die Mitglieder von Human Plus aber vorerst keine Sorgen machen. Bisher hatte der Hinsbecker Immobilien-Unternehmer Uwe Schmitz (Frankonia Eurobau AG) Human Plus unterstützt, jetzt sagte der Rotary-Club Kempen-Krefeld durch seinen Foundation-Beauftragten Jürgen Schmitz eine Spende von 14.400 Euro zu.

Ein anderes Problem bleibt: Ab Mai steht der Schule nur noch eine Lehrkraft für den Nachmittagsunterricht zur Verfügung. Deshalb werden dringend pensionierte Lehrkräfte oder angehende Lehrer/innen im Referendariat gesucht, die die Flüchtlingskinder unterrichten möchten.