Ein Marsch der Solidarität

Oliver Speidelsbach organisiert am Mittwoch, 22. November, um 14 Uhr, in Viersen einen „Marsch der Solidarität“. Der Altenpfleger will gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen und Menschen, die sich für ein würdevolles Altern in der Gesellschaft einsetzen wollen, vom Gereonsplatz bis zum Rathaus ziehen.

„Die derzeitigen Arbeitsbedingungen in der Altenpflege sind die Auswüchse eines prinzipiellen Gesellschaftsproblems“, glaubt Oliver Speidelsbach, der mehr als 20 Jahre als Pflegehilfskraft tätig war, bevor er sich entschloss, sein Examen zum Altenpfleger zu absolvieren. Er bestand in diesem Jahr.

Was insbesondere in der Altenpflege derzeit passiere, sei nicht allein das Problem einer bestimmten Berufsgruppe, glaubt der 41-jährige Viersener. „Weil Pflegekräfte mit Menschen arbeiten, sind die Auswüchse aber verheerender als im Straßenbau“, stellt er nüchtern fest.

Speidelsbach organisiert derzeit mit einer Hand voll Kollegen einen „Marsch der Solidarität“ in Viersen und beteiligt sich an einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi: „Gemeinsam stark für mehr Personal in der Altenpflege.“

Auf die Frage, mit wie vielen Mitstreitern er denn rechne, lacht er und sagt: „Zehn, wenn es hoch kommt 40.“ Und warum macht er so was? „Ich bin alles andere als ein gewerkschaftlicher Hardliner, doch ich denke, es gibt eine Wechselwirkung zwischen öffentlichem Protest und der Reformbereitschaft einer Gesellschaft. Das hat doch die Flüchtlingskrise gezeigt. Leider sind Pflegebedürftige derzeit nicht mehr so sehr im Fokus des öffentlichen Interesses“, befürchtet Speidelsbach.

Wer ein Altenheim betreibt, müsse den Menschen im Vordergrund sehen, fordert er. „Altenheime, ob in privater, kirchlicher oder kommunaler Trägerschaft, sind jedoch knallharte Wirtschaftsunternehmen“, sagt er. „Was in der Pflege derzeit passiert, ist ein kollektives, unsoziales Verhalten gegenüber Pflegebedürftigen und denen, die diese Pflege durchführen.“

Selbstkritisch und mit einer Spur Sarkasmus will er bemerkt haben: „Pflegekräfte protestieren nicht, die pflegen, egal wie.“

Natürlich sei er dankbar, dass er überhaupt Arbeit habe, doch unter den derzeitigen Bedingungen, könne er sich, wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen, unmöglich vorstellen, bis zur Rente in der Pflege tätig zu bleiben. „Mein Beruf ist nicht nur der kleine Mikrokosmos meines Arbeitsplatzes, sondern besitzt eine sozial-gesellschaftliche Tragweite. Ein Sparkurs oder ein Reformstau zum jetzigen Zeitpunkt wird gravierende Folgen für die Pflege haben“, prophezeit Speidelsbach.

(StadtSpiegel)