Eisenbahn statt Einsatz

Kontrollen, Knöllchen und Konzepte? „Damit ist jetzt Schluss“, lächelt Klaus Ossmann entspannt. Der Kaldenkirchener leitete bis Ende 2017 das Nettetaler Ordnungsamt, lässt in den ersten Tagen seines Ruhestandes die bewegte Zeit im Amt Revue passieren.

„Wenn man Kinder aus einer Familie holen muss, weil die Eltern betrunken oder mit der Erziehung überfordert sind, das geht einem schon nahe“, erzählt Ossmann. Die Verantwortung für solche Einsätze prägte seit 2006 seinen Arbeitsalltag; damals übernahm er die Leitung des Ordnungsamtes. Geruhsam war sein Job nie: „Die Loveparade hat vieles verändert“, nennt der jetzt pensionierte Verwaltungsinspektor als Beispiel. Seit der Katastrophe in Duisburg 2010 mit 21 Toten habe eine seiner Hauptaufgabe darin bestanden, Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen aller Art mit zu entwickeln, nach dem Terroranschlag beim Berliner Weihnachtsmarkt übrigens auch für die Weihnachtsmärkte in Nettetal.

Die Laufbahn des 65-Jährigen, der in Twisteden geboren wurde, begann beim Landesarbeitsamt, von wo er 1980 zur Stadtverwaltung Nettetal wechselte. Im Ordnungsamt war er zuständig für Aufgabenbereiche wie Jugendschutz und Gaststättenkonzessionen, Gefahrenabwehr oder Rettungswache, arbeitete oft mit Polizei und Feuerwehr zusammen. Im Bereitschaftsdienst ging ihm manch ein Einsatz an die Nieren, wie Ossmann zugibt. So sei man zu einer Wohnung gerufen worden, weil dort etwas nicht stimmte: „Da fanden wir einen Toten, der wohl schon länger da lag.“

Was Ossmann mitunter zu schaffen machte, „auch wenn man im Laufe der Jahre gelassener wird“, waren Beschimpfungen von Bürgern, die etwa mit der Ahndung bei Verstößen nicht einverstanden waren: „Insgesamt stelle ich in den letzten Jahren eine zunehmende Respektlosigkeit sogar gegenüber Rettungskräften und eine nachlassende Gesprächsbereitschaft fest.“

Wer sich beispielsweise über seinen Nachbarn ärgere, der verbotenerweise seinen Automotor beim Eiskratzen laufen lasse, der solle doch erst mal mit ihm reden, rät Ossmann: „Wenn das nichts bringt, dann kann man das Ordnungsamt rufen.“

Seit Jahresbeginn jedoch hat der verheirate Familienvater wieder Zeit für sein „Hobby Eisenbahn“, stolz zeigt er auf die Bahn-Schilder in seinem Garten. Bei Bedarf allerdings werde er wieder Kontakt zu den bisherigen „lieben Kollegen“ aufnehmen: „Wenn ich zum Beispiel ein umgekipptes Verkehrsschild sehe, dann rufe ich natürlich im Ordnungsamt an.“

(StadtSpiegel)