Gemessen mit zweierlei Maß

Für Ärger sorgt seit über einem Jahr illegale Werbung an der Autobahnabfahrt Kaldenkirchen. Die Verwaltung geht bislang nur gegen keine der Firmen vor.

Es klang wie ein Seufzer: „Illegale Werbetafeln sind ein Dauerthema“, klagte Nettetals Erster Beigeordneter Armin Schönfelder. Denn schon vor knapp einem Jahr beschloss der Ausschuss für Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Verkehr, die großen Reklameschilder an der Autobahnabfahrt Kaldenkirchen aus Richtung Koblenz sollten beseitigt werden. Doch als jetzt das politische Gremium wieder tagte, kam die Ernüchterung: Alles wie gehabt.

Damals wollte die Verwaltung im Einvernehmen mit den werbenden Firmen die Tafeln, die auf Anhängern stehen, so lange dulden, „bis in der Stadt ein einheitliches Beschilderungssystem für Gewerbegebiete installiert“ sei, wie Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel damals formulierte. Das sollte bis Jahresende 2015 der Fall sein. Andeutungsweise war aus dem Rathaus zu hören, man wolle große oder traditionsreiche Unternehmen nicht bedrängen oder vergraulen. Doch die neue Beschilderung lässt auf sich warten. Während der Ausschuss tagte, standen die Reklametafeln (siehe Foto) noch, waren lediglich ein Stück weit nach hinten auf eine Wiese versetzt worden. Inzwischen wurden diese Tafeln entfernt.

Ein paar Meter weiter Richtung Kaldenkirchen stehen nun noch neben einem Haus zwei weitere, teilweise durch Sträucher verdeckte noch größere Werbewände, eine davon mit Reklamen gleich für drei Firmen.

Dafür musste eine andere Firma ein Stückchen weiter auf der Bundesstraße 221 Richtung Leuth unter Androhung von „Vollstreckungsmaßnahmen“ ihr Werbeschild auf einem „Werbelastkraftwagen“ entfernen. Ähnlich erging es in den letzten Monaten denen, die meist kleinere Werbebanner oder Reklameschilder etwa an Zäunen angebracht hatten.

Verwunderung deshalb bei einigen Ausschussmitgliedern, dass sich die Stadt einerseits über illegale Werbung ärgere, andererseits offensichtlich mit zweierlei Maß messe. So bemängelte Gaby Glatz (CDU), dass bedeutsamen Unternehmen längere Fristen für die Beseitigung von illegalen Werbeschildern eingeräumt werden: „Das Konzept muss für alle gelten, kleine wie große Steuerzahler!“

Kritik kam zudem auf, weil die Entfernung der Reklametafel gekoppelt sei mit der Aufstellung neuer einheitlicher Beschilderungen für Gewerbegebiete. Die Verwaltung räumte ein, es werde noch bis Jahresende dauern, bis diese Beschilderung installiert sei. Spätestens dann würden auch die illegalen Werbetafeln entfernt. Genau das freilich war just vor einem Jahr schon einmal für Ende 2015 angekündigt worden.

(StadtSpiegel)