Hilfe aus der Tröstekiste

Erzieherin und Trauerbegleiterin Dagmar Karwath klärt im DRK-Familienzentrum Inkita in Kaldenkirchen über Tod und Sterben auf.

Tod als Thema im Kindergarten? „Ja klar, im Alltag kommt es zum Beispiel immer wieder mal vor, dass eins unserer Kinder in der Familie einen Trauerfall hat und erlebt, wie Zuhause geweint wird, dann müssen wir richtig zu reagieren wissen“, sagt Dagmar Karwath. Als Trauerbegleiterin für Kinder ist die Leiterin des DRK-Familienzentrums Inkita in Kaldenkirchen darauf eingestellt, Kindern und ihren Eltern bei Schicksalsschlägen beizustehen. Wenn ein Junge verstört sei, weil seine Schwester gestorben sei, dann soll er sich im Kindergarten angenommen und aufgenommen fühlen, nennt sie ein konkretes Beispiel: „Das war kürzlich der Fall, wir haben mit dem Jungen gesprochen, auch mit den anderen Kindern seiner Gruppe.“ Wichtig sei immer, die Eltern einzubinden: „Man gibt Trauer oder Sorgen ja nicht an der Kindergartentür ab.“

Geduldig zuhören, nachfragen und ruhig miteinander reden in einer stillen Ecke, mit dem Kind seine Nöte mit Kuscheltieren und Tüchern aus der so genannten Tröstekiste aufarbeiten oder das Thema mit dem kleinen Schattentheater durchspielen – die methodischen Ansätze sind vielfältig. „Entscheidend aber ist immer, dass ich dem Kind mit Respekt begegne und nicht belehrend auftrete“, erläutert Karwath, die eine zweijährige Zusatzausbildung zur Trauerbegleiterin für Kinder absolvierte.

Dass der Tod zum Alltag gehört, erfahren die Kinder der Inkita auch durch Besuche bei einem Bestatter oder auf dem Friedhof. Dabei ist es nach Karwaths Erfahrung hilfreich, wenn Kinder aufgeklärt sind. So habe ihr eine Mutter erzählt, die Tochter habe seit dem Tod der Oma Angst, ins Bett zu gehen: „Dem Kind hatte man erzählt, die Oma sei ‚friedlich eingeschlafen‘, da fürchtete es natürlich, es könne ebenfalls nicht mehr aufwachen.“ Man sollte eben nichts durch Floskeln beschönigen oder verschleiern. Karwath: „Wir sagen einem Kind zum Beispiel nicht, jemand sei entschlafen, sondern tot, sein Blut fließe nicht mehr.“ Das verstünden Kinder, könnten so besser Abschied nehmen und Erinnerungen pflegen.

Aufklärung und Sachlichkeit indes können Gefühle nicht ersetzen, hat Karwath erfahren: „Oft ist es einfach wichtig und richtig, Tränen zuzulassen und ein trauriges Kind oder eine trauernde Mutter in den Arm zu nehmen.“

(StadtSpiegel)