Hoffnungen auf Fotos

Die Ausstellung „Die Flüchtlingskrise in Bildern: Menschen mit Fluchterfahrungen erzählen, wie sie Deutschland erleben“ von Carmen Lienen im evangelischen Gemeindehaus Lobberich ist eine bewegende Dokumentation aktueller Zeitgeschichte.

Verstreute Legosteine hier, unbearbeitete Hölzer da: Symbole für eine unsichere Zukunft stellen die Fotomotive dar, mit denen geflüchtete Menschen ihre Situation, ihre Empfindungen ausdrücken. Fotokunst allemal, einer Ausstellung würdig. Im Ursprung aber sind die Bilder Ergebnisse einer Forschungsarbeit: „Ich habe geflüchtete Menschen interviewt, sie ihre Hoffnungen und Ängste auf Fotografien darstellen lassen“, erzählt Carmen Lienen aus Lobberich.

Die 25-jährige Psychologie-Studentin hat für ihre Master-Arbeit an der renommierten Londoner Uni LSE – School of Economics and Political Science – Flüchtlinge befragt. Im Ausland erfuhr sie, „wie positiv Deutschland in den Medien beurteilt wird, weil es so viele geflüchtete Menschen aufgenommen hat“. Hierzulande indes habe sie eher Diskussionen erlebt, ob man nicht zu viele Flüchtlinge ins Land gelassen habe. „Mich beschäftigte darum immer mehr die Frage, wie geflüchtete Menschen selbst ihre Situation bewerten“, sagt Lienen, die ihr Abi am Werner-Jaeger-Gymnasium machte.

Über Ehrenamtler in der Nettetaler Flüchtlingshilfe nahm Lienen für ihr Uni-Projekt Kontakt zu Flüchtlingen in der Stadt auf, so in der Unterkunft Majestic in Breyell. Und mit Hilfe des Kaldenkirchener Sprachlehrers Willi Wienen, der in Erkelenz geflüchtete Menschen in Deutsch unterrichtet, konnte sie auch dort forschen. Rund 20 Geflüchtete machten mit beim Forschungsprojekt, ließen sich über ihre Fluchterfahrungen und ihr Deutschland-Bild interviewen, fotografierten mit ihren Smartphones Motive, die symbolhaft für ihre persönliche Befindlichkeit stehen.

24 Fotografien zeigt Lienen, zu den Bildern hat sie Zitate der Urheber gesetzt. Vor kurzem eröffnete sie ihre Ausstellung mit einem Vortrag über ihr Projekt. Und gestand vorher, die Schilderungen der geflüchteten Menschen habe sie „persönlich schon sehr bewegt“.

(StadtSpiegel)