Jeder verdient Respekt

Die erste Sonderpädagogin an der Gesamtschule sagt Tschüss: Hannelore Kleinikel. An der Städtischen Gesamtschule in Breyell hat sie zum solidarischen Miteinander von Schülern mit und ohne Behinderung beigetragen.

Wenn Mitarbeiter sie anlässlich ihrer anstehenden Pensionierung als „Pionierin der Inklusion“ loben, winkt Hannelore Kleinikel bescheiden ab: „Ach, Inklusion ist keine Sache von Einzelkämpfern, Teamarbeit ist notwendig.“

Solange wir noch über Inklusion reden müssten, bestehe Handlungsbedarf, in der Lehrerausbildung wie in der Politik, erklärt die 63-Jährige. In der Gesellschaft sei die Idee noch keine Selbstverständlichkeit.

Dafür aber gilt an der Gesamtschule in Breyell längst das Prinzip: „Wir alle sind Menschen mit unseren Eigenarten, jeder verdient Respekt, egal ob er nun viel oder keine Unterstützung braucht.“

Wenn Kleinikel zurückdenkt an die Anfänge im Jahr 2000, muss sie schmunzeln: „Als die ersten Kinder mit Behinderungen über den Schulhof kamen, haben manche Schüler und auch Lehrer noch verstohlen skeptisch geguckt.“ Bedenken und Vorurteile galt es zu überwinden. Letztlich mit Erfolg: Der Gesamtschule wurde mittlerweile der Titel „Starke Schule“ verliehen zum Zeichen, dass sie bundesweit zu den Vorreitern gehört auch – in Sachen Inklusion.

Die dynamische Frau mit dem kessen Kurzhaarschnitt war schon gestandene Lehrerin, als sie sich entschloss, zusätzlich Sonderpädagogik zu studieren und danach an Förderschulen zu arbeiten. Doch dort würden „Kinder mit Handicaps so zu sagen ausgegrenzt, das ist nicht meine Vorstellung von pädagogischer Arbeit“, zieht sie eine kritische Bilanz.

Angetan hingegen war sie von der Idee, die ihr der damalige Gesamtschulleiter Roland Schiefelbein unterbreitete – Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten. So wurde Kleinikel die erste Sonderpädagogin an der Schule in Breyell; heute übrigens wirken dort fünf Sonderpädagogen.

Beratung, Begleitung, Gespräche waren angesagt, Kleinikel gab Hilfestellungen, leistete Überzeugungsarbeit bei Behinderten wie Nichtbehinderten. Und freut sich kurz vor dem Ende ihres letzten Schuljahres über eine „enorme Sozialkompetenz bei den Schülern“.

Dabei bleibt sie ihrem Prinzip treu, sich nicht in den Mittelpunkt zu stellen: „Ohne Unterstützung der gemeinnützigen Elterninitiative Kindertraum, die etwa unsere Integrationshelfer finanzieren, wäre diese Entwicklung kaum möglich gewesen.“

(StadtSpiegel)