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"Der Fischler kommt" im TuD: Niveau, Niveau, Niveau

"Der Fischler kommt" im TuD : Niveau, Niveau, Niveau

Die Fans des "Theater unterm Dach" hatten den neuesten Coup des Lobbericher Schauspiel-Ensembles bereits sehnsüchtig erwartet. Und tatsächlich landete es mit dem aktuellen Programm einen glatten Punktsieg.

"Der Fischler kommt" kündigte sich als Bühnenprogramm aus, über und mit Schlagermusik an und war doch viel mehr als das — der perfekte Spagat zwischen Theater, Musik und Kabarett. Björn Gotzes, Alexander Heimes und der für Musik und Arrangements verantwortliche Ben Kurtenbach lockten mit ihrer Persiflage auf den deutschen Schlager auch den überzeugtesten Schlagerverweigerer aus der Reserve.

Geschickt verbanden die Bühnenakteure Schauspiel, Gesang und Sprechszenen. Alexander Heimes und Björn Gotzes benutzen das Medium Gesang, als würden sie nie etwas anderes tun, Ben Kurtenbach unterstützte die beiden musikalisch — schickte aber auch gern kleine Seitenhiebe bezüglich des "stets sinkenden Niveaus" in die Runde. Niveau war ohnehin das Thema, das sich durch das Programm zog — singend oder sinkend. Schlagertexte brächten die Situation gerne auf den Punkt und seine dabei oft völlig niveaufrei. Auch dafür hatte das Trio stets den passenden Schlager parat.

Eingebettet war das Bühnenprogramm in das eher triste Berufs- und Alltagsleben zweier Provinzjournalisten. Die wittern, Dank eines gewonnenen Interviews mit dem derzeit erfolgreichsten Schlagerstar Howard Fischler, ihre Chance zum großen Durchbruch. Fischler, der sich sonst nie den Fragen der Journalisten stellt, hat aber eine Bedingung. Man solle ihm doch bitteschön "das mystische Rezept des deutschen Schlagers" erklären.
Den Journalisten bleiben zwei Stunden, um sich vorzubereiten und so treten sie ihre Reise durch den deutschen Schlager an — singen bekannte Melodien, ändern Texte, spotten, spielen, scherzen und beim bekannten Schlager "Im Wagen vor mir" von Henry Valentino wird das ganze Publikum zum Mitmachen aufgefordert. Alexander Heimes imitiert Grönemeyer, Falco und Udo Lindenberg. Besonders für seine Lindenberg-Parodie erntet er Riesenapplaus. Immer wieder mischt sich Ben Kurtenbach hinter seinem Piano sitzend ein — hinterfragt, lenkt und gibt Denkanstöße.

Ein herrlicher Abend im Wohnzimmer des TuD-Ensembles, den man nicht nur jedem Schlagergegner oder Frühjahrsmuffel empfehlen wollte. Vier Termine waren angesetzt — alle Abende ausverkauft.

Und der angekündigte Fischler? Auf den auch die Zuschauer natürlich bis zum Schluss warteten, rauschte am letzten Vorstellungsabend tatsächlich im Glitzerfummel auf die Bühne — Björn Gotzes und Alexander Heimes selbst von diesem Auftritt überrascht improvisierten professionell und genossen diesen Spaß. Und so kam der Fischler am Ende … doch.