„Reden Sie miteinander!“

Die Nachricht erregte Aufsehen: Der in der Türkei inhaftierte Journalist Deniz Yücel durfte erstmals im Gefängnis Besuch von einem deutschen Spitzen-Diplomaten empfangen und zwar von Dr. Georg Birgelen, seit 2015 Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Istanbul.

Vor allem bei vielen Nettetalern war und ist dieser Besuch Gesprächsthema, ist doch der 61-jährige Birgelen, verheiratet, vier Kinder, ein „Lobbericher Jung“: Er machte 1972 am Werner-Jaeger-Gymnasium sein Abitur. Extra-Tipp-Mitarbeiter Joachim Burghardt sprach mit dem Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Istanbul. „Reden Sie miteinander, nicht übereinander“, ist Birgelens Botschaft.

Haben Sie noch Verbindungen, Herr Birgelen, zu Ihrer alten Heimat in Nettetal, zur Familie oder zu Mitschülern?

Georg Birgelen:

Aber ja, wenn auch leider zu wenig. Einmal pro Jahr trifft sich die Familie am Lobbericher Friedhof, am Grab unserer Eltern. Vorletztes Jahr habe ich es geschafft, aus Moskau zum Klassentreffen zu kommen. Mit einigen Jugendfreunden versuche ich, kontinuierlich Kontakt zu halten, und einige haben mich auch schon auf verschiedenen Auslandsposten besucht. Gerade wenn man lange Zeit im Ausland lebt, ist eine Verwurzelung in der Heimat, und das ist neben Berlin als dienstlichem Ankerplatz eben auch der Niederrhein, gut und wichtig.

Wie kamen Sie zum Diplomatischen Dienst, und wie erlebten Sie als „niederrheinischer Jung“ Ihren ersten Auslandsaufenthalt?

Georg Birgelen:

Meine Eltern haben meine beiden Schwestern und mich schon in der Schulzeit zum Sprachenlernen nach England und Frankreich geschickt. Nach dem Abitur habe ich einen Sommer lang in New York bei einem Geschäftspartner meines Vaters in New York gelebt und gearbeitet. Diese Zeit weckte mein Interesse für die USA, wo ich 1975 ein Studiensemester absolviert habe. Ein Jahr später habe ich als Student in Hong Kong gearbeitet. Die Anzeige des Auswärtigen Amts „Nachwuchs für Einsätze im In- und Ausland gesucht“ sprach mich vor diesem Hintergrund gleich an. Mein erster Auslandsposten Jakarta führte mich in ein Land, das ich vorher schon mehrfach besucht hatte und wo ich gleich auch einige rheinische Landsleute traf. Sehr gut erinnere ich mich an die heimatlichen Gefühle, als wir in Jakarta „BAP“-Musikkassetten fanden.

In Nettetal bemühen sich Mitglieder der Türkisch-Islamischen Gemeinde engagiert um Integration: Wie empfinden Sie abseits von Politik und Diplomatie das Miteinander von Türken und Deutschen?

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Georg Birgelen:

In Istanbul gibt es zahlreiche Mitbürger mit deutsch-türkischem Hintergrund, seien es Rückkehrer aus Deutschland, Berufstätige mit einem Bildungshintergrund aus Deutschland, Lehrer an den Schulen mit starkem Deutschlandbezug oder Mitarbeiter deutscher Firmen. Alle jene, die sich nur ein wenig mit der Frage auseinandersetzen, was eigentlich unsere beiden Länder verbindet oder auch trennen mag, haben schon den ersten Schritt zu einem gedeihlichen Miteinander getan. Deshalb versuchen wir hier am Generalkonsulat jegliche Form der Kommunikation zu unterstützen. Schüleraustausch, Universitäts- oder Städtepartnerschaften, Kulturveranstaltungen begrüßen wir insofern sehr, und ich möchte alle Nettetaler gern ermuntern: Reden Sie miteinander, nicht übereinander.

(Report Anzeigenblatt)